Eine detaillierte, praxisorientierte Packliste für Radtouren hätte ich mir für meine allererste Tour ans Nordkapp, damals, 1997, auch gewünscht. Denn: es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen dem was man zuhause in der guten Stube als unverzichtbar erachtet und was man unterwegs dann wirklich braucht.
Ich behaupte, jeder Anfänger macht den Fehler und nimmt viel zu viel mit. Manche schleppen das einmal oder sogar mehrmals um die Welt. Meine Erfahrung ist aber: weniger ist mehr, und so habe ich auch hier auf dem Titelbild (2007, irgendwo auf der G217 in Xinjiang Richtung Tibet) für die Etappe durch und über den Himalaja nochmal ordentlich Ausrüstung abgespeckt.
Warum? Einfach um mehr Essen und Wasser transportieren zu können, und bei 5000er Pässen möchte man sowieso jedes Kilo extra vermeiden. Klingt logisch, oder?
Ich weiß noch ganz genau wie ich mich ohne irgendeine Erfahrung mit Mehrtages-Radtouren- oder Leicht-Camping auf meine erste lange Radtour ans Nordkap vorbereitet habe. Internet-Shopping war damals noch eine schöne, weit entfernte Zukunftsvision und darum gestaltete sich der Ausrüstungskauf so, dass ich regelmäßig zum nächstgelegenen Reise- und Outdoor-Ausstatter, etwa 20km entfernt, pilgerte.
Das war natürlich eine völlig neue und spannende Welt: Zelte, Schlafsäcke, Kanus, Luftlandebleche und Sandschaufeln für Autos, aber auch so unnötigen Kram wie zerlegbare Sektgläser für den „Sundowner“.
Wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist, sind Gewicht, Packmaß, Haltbarkeit, die Notwenidgkeit, einen bestimtmen Ausrüstungsgegenstand dabei zu haben und nicht zuletzt Kosten sind wichtige Parameter die miteinander in Einklang gebracht werden wollen.
Zwei Extreme
Grundsätzlich gibt es zwei extreme Positionen, gegensätzliche Pole sozusagen, die man anstreben bzw. Wege, denen man verfolgen kann:
- Das sogenannte „Kreditkarten-Touring“ – man hat nur das Nötigste dabei – Jacke, Flickzeug und Geld um alles andere was man braucht zu kaufen.
- Die „Schwerlastfraktion“ die möglichst unabhängig sein will und alles Mögliche – und oft auch Unmögliche – mitschleppt. Frei nach dem Motto: „könnte man ja mal brauchen“.
Beide Ansätze sind meiner Meinung nach nicht wirklich langstreckentauglich, obwohl man unterwegs immer wieder Anhänger beider Fraktionen trifft. Für mich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Warum?
Langzeit-Kreditkartentouren dürften für die meisten nicht finanzierbar sein, jedenfalls nicht in den teuren westlichen Ländern Europas, Australien und Nordamerikas. Leute hingegen, die ALLES und noch mehr mitschleppen haben meist ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis oder neigen zum Messietum – können sich (von Dingen) nicht trennen. Es hat jedenfalls eine psychologische Komponente und hat nichts mit falsch verstandenem Umweltbewusstsein zu tun – schliesslich kann man Sachen auch verschenken oder an geeigneten Orten (Hostels …) für andere zurück lassen.
Das gesagt, muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass jeder anders ist, jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen. Die nun folgende Liste ist ein Destillat – die Essenz – meiner langjährigen Erfahrungen, eine BASIS-LISTE, mit Dingen ich ich für (minimal) notwendig und sinnvoll erachte. Würde ich heute nochmal auf eine längere Tour starten, würde ich ich mir diese Liste zugrunde legen.
Meine Packliste für Radtouren
Persönliche Ausrüstungslisten sind, wie gesagt, immer so eine Sache, denn was für den einen gut ist taugt dem anderen noch lange nicht. Deshalb nochmals: nicht sklavisch daran halten, sondern sie eher als Inspiration sehen und als Basis um sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden.
Vielleicht den wichtigsten Rat den ich vorab schon geben kann ist der: Weniger ist mehr. Lasst euch nicht von dem Überangebot verführen und versucht dem „könnte man mal brauchen“-Kaufimpuls zu widerstehen. Falls ihr es wirklich, wirklich mal braucht, könnt ihr es entweder vor Ort nachkaufen, nachschicken lassen, esgeht ohne weil ihr was improvisieren könnt, oder die Lösung des Problems resultiert in einer netten anekdote die dir hinterher, wenn alles vorbei ist, erzählen könnt.
Und das ist es ja auch irgendwo der Sinn des Ganzen: Etwas zu Erleben um hinterher Geschichten erzählen zu können, und nicht generalstabsmäßig „Orte von Interesse“ abzufahren.
So, genug der Vorrede, jetzt aber zur Liste!
Rad und Packtaschen
Fahrrad
Ganz allgemein habe ich mich vom „Fully Loaded Touring“, also dem Touren mit 2 zum bersten vollen Taschen vorne und 2 hinten plus Gepäckrolle, schon zu Zeiten verabschiedet als ich noch „so“ oder so ähnlich unterwegs war. Der Vorteil, wenn man auf vermeintlichen Komfort verzichtet und seine Ausrüstung ausdünnt ist: ein leichtes Rad an das keine besonderen Anforderungen gestellt werden. Man muss kein super-duper, Heavy Duty, CrMo Reiserad mit verstärkten Rohren, Laufrädern usw. fahren, das zudem 3000 Euro und mehr kostet.
Nein, man kann dann ein Mountainbike oder Trekkingrad der Einsteigerklasse für deutlich unter 1000 Euro nehmen. Das gespart Geld investiert man in einem guten handgebauten Laufradsatz. Ein solider Laufradsatz sollte für um die 4-500 Euro zu haben sein. Oder man lernt gleich die Kunst des Laufradbaus, eine Fertigkeit die zu beherrschen man für Tourenradler nicht hoch genug bwerten kann. Wem das zuviel Aufwand ist, der kann sich auch gerne an mich wenden, wenn ich Zeit habe baue ich gerne Laufräder – einfach eine Email schreiben.
Bis vor kurzem bin ich daher fürs Grobe ein 2014 Cube LTD 29er gefahren, und ein Cannondale CAADX wenn der Asphaltanteil größer ist. Beide fahre ich mit einer günstigen 1x9Schaltung, was mir hier völlig ausreicht. Für längere Touren würde ich aber auf 1×11 gehen, wegen der größeren Übersetzungsbandbreite. Es gibt zwar mittlerweile eine 1×9 Widerange Lösung von Box Components (siehe hier), allerdings für den Preis von 2 XT 1×11 Schaltungen.
Sicher kann man auch mit 2-fach oder 3-fach Kurbeln fahren, würde ich heutzutage aber nicht mehr machen. Ein gutes 1x Kettenblatt hält schon 6000 km und mehr. Kettenblätter mit 32Z und mehr sind symetrisch, also beidseitig fahrbar. Man muss sie aber entweder regelmäßig wenden, oder zwei Ketten und zwei Kettenblätter im Wechsel fahren um den Verschleiß zu minimieren.
Rucksack
Wenige Leute mögen mit Rucksack fahren. Ich bin es gewohnt und liebe es. Es gibt wenig Praktischeres als einen Rucksack. Natürlich hat aber auch ein Rucksack Nachteile, wie eben alles im Leben Vor- und Nachteile hat. Zu nennen wäre hier Schwitzen (nicht so schlimm, abgesehen davon gibt es mittlerweile sehr gute Tragesysteme) und das Gewicht. Das Gewicht kann auf verschieden Weise beeinflusst werden und ist auch ein Stück weit Gewohnheitssache. Interessanterweise fahren viele Rucksackgegner die Rucksäcke eigentlich ablehnen dann aber mit einem Trinkrucksack, der keine weitere Funktion erfüllt als eine Trinkblase zu beherbergen, die zudem noch aufwändig zu reinigen ist.
Update: Trinksystem im Rucksack hab ich letzten Sommer ausprobiert und nicht für gut befunden. Für mich bitte Anhalten und aus der (PET) Flasche trinken, ich bin ja nicht auf der Flucht (Radtrinkflaschen mag ich eigentlich auch nicht).
Mein Rucksack ist ein Deuter Transalp 30 L, ein Vorgängermodell von diesem hier (Amazon), mittlerweile fast 20 Jahre alt und trotz regelmäßigem Gebrauchs immer noch Top – eine meiner besten Anschaffungen EVER! Der Rest des Gepäcks wird an Lenker (Zelt) und bei Bedarf in kleinen Taschen an Oberrohr (Amazon) und unter den Sattel (Amazon) verteilt. Eine weitere interessante Oberrohrtasche ist diese hier (Amazon) , entweder alleine oder in Kombination mit der vorher genannten.
Packtaschen Bikepacking-Style
Die zur Zeit hippen „Bikepacking-Style“ Rahmentaschen hab ich auch ausprobiert und für mich als nicht tauglich befunden. Das Schwerste das man mitschleppt ist Wasser und das sollte im Zentrum des Rahmens, möglichst nah am Schwerpunkt sein. In Ausnahmefällen, beispielsweise wenn man extrem viel Wasser mitführen muss, kann man zusätzliches Wasser auch noch an der Gabel befestigen, aber es von vornherein an der Gabel zu befestigen halte ich für ausgemachten Schwachsinn, da es die Fahreigenschaften des Rads negativ beeinflusst.
Meine Meinung: wenn man schon auf die Möglichkeit das Vorderrad kontrolliert und mit wenig Kraftaufwand anheben zu können verzichten will oder bereit ist eine grundsätzliche Schwerfälligkeit in Kauf zu nehmen, dann kann ich mich auch gleich für eine Gepäckträger-/Packtaschen-Lösung entscheiden und bin zuladungstechnisch wesentlich flexibler.
Außerdem dürfte die Gepäckträger-/Packtaschenlösung unterm Strich auch deutlich günstiger sein, als viele kleine, meist „EXQUISITE“ Täschchen mit Reißverschlüssen die früher oder später kaputt gehen und die Riemen haben die den Lack abscheuern.
Packtaschen klassisch
„Klassische“ Packtaschen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Ich habe Erfahrungen mit Vaude und Ortlieb. Das Ortlieb System finde ich insgesamt besser, wobei mich der „LKW-Planen-Signal-Look“ doch etwas stört, darum würde ich zumindest dezente Farben wählen.
Ortlieb Radtaschen gibt es heute in allen erdenklichen Formen und Variationen. Da war es früher einfacher. Es gab die Front– und Backroller (Amazon) ohne, und die Bike-Packer (Amazon) mit Deckel. Der Deckel macht sie etwas schwerer, dafür sind sie ästhisch ansprechender.
Beide Linien gibt es auch noch in der Plus-Version, die ist angeblich leichter – meiner Meinung nach aber nicht (hab sie nnachgewogen!), dafür teurer aber – ebenfalls meiner Meinung nach – optisch ansprechender.
Was ich jedem gewichtsbewussten „Radtourero“ bei Ortlieb-Taschen auf jeden Fall gleich vorab empfehlen würde zu tun: unnötige Riemen und die unnötige „Dokumententasche“ innen entfernen. Sport bei 4 Taschen locker ein halbes Kilo und mehr!
Camping und Schlafen
Zelt
Als Zelt kommt für mich eigentlich nur ein freistehendes Zelt, sprich ein Kuppelzelt oder ein Geodät, in Frage. Freistehende Zelte haben im Vergleich zu anderen Zeltkonzepten den unschlagbaren Vorteil, dass man sie nur bei starkem Wind abspannen muss. Außerdem kann man das Zelt zusammenbauen und dann rumtragen um den idealen Platz zu finden. Das ist vor allem in schwierigem Gelände Gold wert.
Mein erstes Zelt war ein Salewa Sierra Leone. Damals in den 1990ern ein Top-Zelt, heute würde ich es aber nicht mehr kaufen, da mich die heutige Salewa Qualität nicht mehr überzeugt. Der Nachfolger war ein Exped Auriga, das ich immer noch habe und mit dem ich trotz des Alters von mittlerweile 10+ Jahren immer noch sehr zufrieden bin. Das Auriga wird schon lange nicht mehr produziert aber wenn ich heute nochmal vor der Kaufentscheidung stünde, würde ich das Exped Venus II (Amazon) nehmen, denn es hat bei ähnlichem Gewicht eine etwas bessere Raumausnutzung und ist ebenso wie das Auriga durch die im Außenzelt integrierten Gestängekanäle und das eingehängte Innenzelt in Nullkommanix auf- und wieder abgebaut.
3 Kg für ein 2-Mann-Zelt (Anmerkung: 2-Mann ist realistisch betrachtet gut für eine Person und 3-Mann zwei Personen …) ist dabei so die Marke wo sich Preis, Qualität, Gewicht und Packmaß in einem erträglichen Maß zusammenfinden.
Will man sparen – vor allem an Allem – dann führt der Weg an Einwandzelten – also Zelten ohne Innenzelt – nicht vorbei. Diese Zelte sind etwas kälter weil die isolierende Luftschicht zwischen Außen- und Innenzelt weg fällt. Dadurch sind sie aber auch kleiner im Packmaß, leichter und manchmal auch billiger. Meine persönliche Empfehlung für alle mit kleinem Geldbeutel die bereit sind es etwas zu „pimpen“, ist das hier. Es ist kein super-duper Zelt, aber für den Preis unschlagbar.
Alle die etwas mehr investieren wollen sollten sich mal die Marke Naturehike auf Amazon anschauen – hervorragende Leichtzelte für den schmalen Taler so wie das Naturehike Tagar (Amazon), das Naturehike Cloud-Up (Amazon) oder auch das das Pyramidenzelt von Naturehike (Amazon).
Schlafsack
Günstige Schlafsäcke sind schwer und voluminös – ich erinnere mich noch gut an meinen israelischen Militärschlafsack aus Baumwolle (!). Wahrscheinlich gut für Militärübungen in der Negev-Wüste, aber mit einem Gewicht von mehreren Kilo für alles andere denkbar ungeeignet.
Für das Gewicht des Schlafsacks und die Wärmeleistung ist die Füllung entscheidend. Hochwertige arktische Gänsedaune sorgt dafür, dass der Schlafsack warm ist, und dabei leicht und auf ein kleines Packmaß komprimierbar bleibt. Im Zweifel würde ich immer Western Mountaineering empfehlen. Ich hatte einen Badger (Amazon) weil der etwas weiter geschnitten war, würde aber das nächste mal den Apache (Amazon) nehmen, denn einen warmen Schlafsack kauft man wenn es draußen kalt ist. Und wenn es kalt ist ist zuviel Luft im Schlafsack schlecht. Ein enger Schlafsack ist vielleicht nicht so bequem, Kälte ist. aber noch unbequemer.
Ein Schlafsack hat aber auch Nachteile – vor allem hat er ungenutztes Material – nämlich das auf dem man gerade liegt. Das wiegt, nimmt in der Packtasche/im Rucksack Platz weg, wir durch das eigene Körpergewicht zusammen gedrückt und trägt darum nichts zur Wärmeleistung bei. Außerdem ist es ziemlich aufwändig sich in den Schlafsack rein und wieder hinauszubegeben – vor allem wenn man nachts mal „muss“.
Die Lösung: ein Quilt! Was ist ein Quilt? Ein Quilt ist quasi ein Schlafsack ohne Kapuze und Unterteil. Und das Beste: man kann sich einen aus einem (alten) Schlafsack selber machen. Falls du also einen Schlafsack hast der dir zu schwer/voluminös ist und du vor Experimenten nicht zurück schreckst, dann schau dir das mal an. Wenn nicht, dann beispielsweise den hier (Amazon) von Thermarest.
Isomatte
Die Schlafmatte, allgemein „Isomatte“ genannt, dient primär dazu den Körper gegenüber dem kalten Boden zu isolieren, außerdem sorgt sie je nach Modell und Dicke für deutlich mehr Komfort. Grundsätzlich ist es auch möglich ohne Isomatte auszukommen, je nach Untergrund und persönlicher Leidensfähigkeit. Allerdings dürfte das nur für die ganz Hartgesottenen in Frage kommen, die meisten von uns werden wohl eher nicht auf die Schlafmatte verzichten wollen.
Ist genug Platz vorhanden würde ich jederzeit einer geschlossenzelligen Matte wie der Thermarest Ridgerest (Amazon) oder der Z-Rest (Amazon) den Vorzug geben. Geschlossenzellige Matten sind robust, man muss sie nicht aufblasen und können keine Löcher bekommen. Außerdem kann man sie schnell mal aus- und wieder einrollen, beispielsweise um sich draufzusetzen. Der Komfort ist nicht so groß wie bei einer dickeren Luftmatte, aber man gewöhnt sich dran.
Nun aber das große ABER.
ABER: oft ist der Platz knapp und die aufblasbaren Matten mittlerweile so leicht und mit solch kleinem Packmaß dass man die geringe Gewichtsstrafe gern in Kauf nimmt. Ich selbst verwende eine kurze Thermarest Prolite (Amazon) mit der ich ziemlich zufrieden bin. Aufblasbare Thermarest-Matten zu kaufen lohnt sich vor allem wegen der Weltweiten Gewährleistung bei Defekt – und der kommt früher oder später. Dann einfach zum nächsten TAR-Partner und gegen eine neue tauschen …
Müsste ich mir jetzt aber eine neue kaufen würde ich entweder die diese (Amazon) probieren oder diese (Amazon) mit integriertem Kissen.
Essen und Kochen
Kocher allgemein
Kochen ist so eine Sache. Campingromantik ist natürlich super, abends ankommen und bei toller Aussicht dann was kochen, das man dann isst während man die Aussicht und/oder den Sonnenuntergang genießt. Die Realität ist freilich oft eine andere: ein teurer Kocher, der speziellen Brennstoff braucht, Kochgeschirr das wiegt und gereinigt werden will und nicht zuletzt der erhöhte Zeitaufwand der ebenso gut in ein paar Extrakilometer investiert werden könnte.
Und dann die Aussicht: oft nicht vorhanden und/oder man baut sein Lager aus sicherheitstechnischen Erwägungen erst spät und dann wars das auch mit der Aussicht.
Kurz: wenn ich allein bin halte ich mich selten mit Kochen auf, habe daher auch nichts dabei. Gegessen wird dann kalt oder das was es zu kaufen gibt. Etwas anderes ist natürlich wenn man nicht allein unterwegs ist oder in Gegenden wo kochen – und sei es nur Wasser heiß machen können zur Entkeimung – Pflicht ist.
Sollte ein Kocher nötig werden, dann sollte man sich genau überlegen was man braucht und vor allem wie es mit der Brennstoffstoffversorgung im Zielland/der Zielgegend aussieht. Benzin gibt’s überall auf der Welt, alles andere – kommt drauf an. Spiritus oder medizinischer Alkohol ist in muslimischen Länder schwierig zu bekommen. Ein Hobo-Kocher für Holz macht in Wüstengegenden wenig Sinn. Gaskocher machen im Sibirischen Winter wenig Sinn, und schon gar nicht wenn die Gasmischung nur für den Sommer taugt.
Spiritus-/Dosenkocher
Ist man in nicht-muslimischen Ländern mit entsprechender Siedlungsdichte unterwegs, dann kann ein Bierdosenkocher der ideale Kocher sein. Brennstoff-Nachschub ist in der Regel kein Problem und einen Dosenkocher kann man sich ohne großen Aufwand selber basteln. Auch unterwegs. Nachteil: Spiritus und anderer vergällter Alkohol stinkt ziemlich penetrant.
Holzkocher
Was ist mit Holzkochern? Mit Premium-Holzkochern wie etwa dem Bush-Buddy habe ich keine Erfahrung, nur mit sogenannten Hobo-Kochern aus Konservendosen, aber die sich aufgrund der Größe kaum praktikabel.
Die Idee einen Holzkocher zu verwenden spricht viele vor allem aus zwei Gründen an:
- Kostenloser Brennstoff, sofern man in entsprechenden Gegenden unterwegs ist
- Ökologie – man verwendet keine „bösen“ Brennstoffe
Allerdings gilt es bei Holzkochern grundsätzlich zu bedenken, dass, wenn Holz zu kalt ist und damit unvollständig verbrennt, es eine starke Rauch- und Geruchsentwicklung gibt. Jeder der schon mal ein Feuer oder auch nur einen Gartengrill angezündet hat, weiß wovon ich spreche. Man. Stinkt. Danach. Penetrant. Und der Geruch bleibt.
Die andere Sache ist – wenn ich an einem Ort bin wo ich ein Feuer machen kann – wozu brauche ich dann so einen Kocher? Eigentlich nur aus rechtlichen Gründen – da er nicht als offenes Feuer zählt.
Wer sich dennoch für dies Art von Kochern interessiert sollte sich mal den Canway Kocher ansehen und vor allem – da leichter – den Kocher von Lixida.
Gaskocher
Gaskocher sind die saubersten und unkompliziertesten Kocher und auch mit die billigsten. Das teuerste daran: der Brennstoff.
Ich selbst habe meine „Campingkarriere“ auf Frankreich-Urlauben mit dem VW-Bus mit einem Camping-Gaz Bleuet 206 begonnen, damals im Supermarkt gekauft. Hach, das waren noch Zeiten! Hat absolut ausgereicht und die benötigten Stech-Kartuschen gibt es fast überall.
Allerdings hat der Bleuet 206 heute im Jahre 2018 drei gravierende Nachteile:
- Schlechtes Preis-/Leistungsverhältnis
- Stechkartusche sind nicht wiederverschliessbar
- Darum schlechtes Packmaß
Viel besser sind da und das wäre auch meine Empfehlung, aktuelle Kocher für Schraubkartuschen (Amazon), wie etwa einen der TOMSHOO Campingkocher (Amazon). Zudem gibt es auch noch günstiges Kochgeschirr (Amazon), wobei ich wenn ich alleine unterwegs wäre nicht mehr als eine Becher-Topf Kombi aus Titan (Amazon), oder etwas günstiger aus Edelstahl (Amazon), mitnehmen würde, und den auch nicht größer als 500ml, sonst wirkt der Kaffee etwas verloren darin.
Update 03/2020: je nach dem wo man sich gerate befindet muss oder will man nicht ständig kochen. Dafür und auch als Backup für den Benzin-/Multifuel-Expeditionskocher würde ich heute (gab’s damals nicht) so einen kleinen Schraubkartuschen-Kocheraufsatz wie diesen hier (Amazon) mitnehmen. Klein, Leicht, günstig – was will man mehr. Schraubkartuschen sollten in jeder größeren Stadt aufzutreiben sein.
Multifuel-Kocher
Multifuel Kocher waren früher der Hit, weil sie im Zweifelsfall irgendwo in der Pampa mit Benzin oder Kerosin betrieben werden konnten (Achtung: Kerosin ist kein Diesel!). Daher war auch mein erster Kocher, und der, den ich immer auf langen Touren dabei hatte, ein MSR Whisperlite International (Amazon). Zumindest bei meinem war es so, dass, hatte man mal den Dreh raus, dann war er extrem zuverlässig und brauchte wenig Wartung. Am Anfang war die Lernkurve allerdings steil – warum tut er jetzt schon wieder nicht? Oft war es eine kleine Ursache wie beispielsweise, dass der Flex-Draht in der Spritleitung nicht ganz reingeschoben war.
Eine Sache die ich MSR allerdings nicht verzeihe ist, die Spritpumpe aus lumpigem Plastik. Einmal fiel mir nämlich die Spritflasche mit aufgeschraubter Pumpe runter, nicht aus großer Höhe, danach war die Pumpe kaputt. Zwar nicht unbenutzbar, aber so beschädigt, dass sie ein Sicherheitsrisiko war. Es Im Prinzip ist eine kleine Plastiknase abgrebrochen die die Pumpe sicher arretiert. Kann man nicht kleben, schrauben oder sonst wie fixen. Mit einem Drehteil aus Aluminium wäre es sicher nicht passiert.
Dennoch würde ich den MSR Whisperlite International empfehlen, allerdings in der Version „Universal Euro Combo“ (Amazon), da kann er sogar Gaskartuschen.
Kleidung
Schuhe
Für mich bitte keine Klickpedal-Schuhe. Der Nutzen von Klickpedalen ist äußerst fraglich, vor allem auf langen Touren. Außerdem muss man mindestens ein paar „normale“ Schuhe für „Off-Bike“ Aktivitäten mit dabei haben, dass heisst mehr Gewicht. Und wenn die Klickschuhe kaputt gehen hat man ein Problem sie zu ersetzen – gilt natürlich weniger, wenn man eine Allerweltsschuhgröße hat. Darum für mich: 1 Paar normale Schuhe, nicht mehr. Auch keine Flip-Flops. Barfuß gehen ist cool und gesund, außer in Situationen wo barfüßig nicht „gesellschaftlich akzeptabel“ ist. In diesem Fall zieht ihr dann eben eure Schuhe an.
Die Schuhfrage ist damit aber noch nicht zu Ende. Die große Frage ist nämlich: WELCHE SCHUHE? Ich bevorzuge universelle Schuhe – leichte Low Top-Wanderschuhe, Sportschuhe, eigentlich egal, Hauptsache man kann auch längere Strecken gut darin laufen.
Ja, aber die Sohle sollte doch hart sein, für bessere Kraftübertragung, oder?
Möglich. Da wir aber kein Rennen fahren wo es auf Zehntelsekunden ankommt und darüber hinaus noch andere Faktoren eine Rolle spielen halte ich die „harte Sohle“ bei Radtouren für absolut überbewertet. Brümmer und Glöckner (hier) fahren sogar barfuß, was sollen die sagen? Meiner MEinung nach ist Praktikabilität wichtiger.
Was ist dann der perfekte Schuh?
Den perfekten Schuh hatte ich mal, es war ein Garmont-Wander-Halbschuh, in Lhasa gekauft und wohl auch kein Original. Aber: er war trotzdem super: leicht, luftig durch Mesh, sehr bequem und die Sohle war genau richtig. Hab ihn in Nepal zig-mal von einem Straßenschuster flicken lassen, bis ich mich dann mal von ihm trennen musste, weil er einfach „durch“ war. Seitdem schau ich immer nach ähnlichen Schuhen, hab aber leider noch keinen gefunden.
Update 03/2020: Ich bin ziemlich lang mit einem Quechua MH 500 Wanderschuh von Decathlon gefahren. Er war robust nur etwas zu schmal und zu schwer. Hat aber lange durchgehalten. Zur Zeit fahre ich mit einem NH 100 von Decathlon. Zuerst war ich skeptisch, allein schon vom Preis. Aber: sie sind erstaunlich bequem und schlagen sich bis jetzt recht gut!
Socken
Zwei Paar Wandersocken aus Wolle, nicht zu dünn. Ein Paar hat man an, eins in Reserve. Wird viel gelaufen dann lieber 3-4 Paar dünne Socken, wobei man dann immer zwei Paar Socken übereinander anzieht, dann gibt’s keine Blasen …
Radhose
Braucht man oder braucht man nicht. Ich bin lange ohne gefahren, doch dann hab ich in Tibet so stark abgenommen, dass die Beckenknochen etwas Polsterung brauchten. Seit dem fahre ich meist mit einer kurzen Trek Radhose die ich mal in Bangkok gekauft habe. Ansonsten kann ich Assos Radhosen empfehlen.
Da ich mich mit „Spandex“-Hosen allerdings ein wenig nackt fühle habe ich noch eine MTB-Shorts drüber, idealerweise mit Taschen für Schlüssel und Kleingeld.
Fährt man ohne Radlerhose, also nur mit Unterhose, dann würde ich eine Hose aus dickem Stoff empfehlen, beispielsweise eine Army Cargo Hose/Shorts. Hauptsache keine dünne Trekkinghose – die, plus eine dünne Unterhose gibt 100% einen wunden Schritt! Army Hosen sind billig, robust und meist aus Baumwollmischgewebe.
Leggings
Statt einer langen Hose für die kälteren Momente bevorzuge ich die Kombination Shorts + Leggings. Als Leggings kommt bei mir seit Jahren eine lange Skiunterhose von LIDL zur Anwendung. Für mich auch bei leichten Minusgraden völlig ausreichend. Etwas ähnliches ist diese Hose hier (Amazon).
T-Shirts und Tank Tops und Jacken
Hier kann ich die Basic T-Shirts von Quechua und leichte Laufshirts von Kalenji empfehlen (beides Decathlon). Leicht, robust, schnell trocknend und angenehm zu tragen. Ach ja, und günstig sind sie auch noch. Mehr dazu hier die meinem Artikel zu günstiger Ultraleicht-Kleidung.
Werkzeug, Ersatzteile, Sonstiges
Werkzeug
Multitool Topeak Mini 9 (Amazon), Kettennieter Park Tool CT 5 Mini (Amazon), auf längeren Touren einen Kassettenabzieher (Amazon), Flickset (Amazon), außerdem ein Schweizer Taschenmesser (Amazon).
Ich hatte lange ein Victorinox Spirit X Multitool (Amazon), das ist aber schwer und klobig. Und so wenig wie ich es benutzt habe rechtfertigt es die Mitnahmen nicht.
Ersatzteile
Ein bis zwei Schläuche passender Größe mit passendem Ventil, ich finde Schwalbe SV13 (hier, Amazon) am Besten.
Profi-Tipp #1: französische Ventile passen auch in Felgen mit größeren Bohrungen für Autoventile. Darauf achten, dass man den Ventileinsatz rausschrauben kann und Ersatz mitnehmen (hier, Amazon).
Profi-Tipp #2: wer 27,5″/650b oder 29er fährt kann ein paar Gramm sparen wenn er 26″ statt die „richtigen“ Schläuche fährt. Haltbarkeit ist kein Problem.
Sonstiges
Ein Ultraliechtschloss ,hier (Amazon), bestehend aus Drahtkabel und Schloss
Ein paar Kabelbinder, verschiedene Größen, hier (Amazon)
Ein Textilklebeband, hier (Amazon).
Ein paar der nötigsten Schrauben. Schrauben sollte man vorher vereinheitlicht haben. Schrauben für Bremsscheiben nicht vergessen.
Kleines Fläschchen Kettenöl, hier (Amazon).
Gadgets und Elektronik
Gadgets und Elektronik-Kram sind ein anderes Thema, das sehr von persönlichen Vorlieben und Zielen (der Tour) abhängig ist. Ein Smartphone kann heutzutage vieles ersetzen, allerdings würde ich immer eine separate Kamera mitnehmen. Einerseits aus Gründen der Akku-Haltbarkeit (des Smartphones), andererseits der besseren Bedienung der Kamera halber – feuchte Finger und Touchscreens bzw. Touchscreens bei starker Sonneneinstrahlung sind nur frustrierend …
Hey, danke für diese sehr ausführliche Packliste.
Vielleicht könnte bei dem Kocherthema auch ein sehr „rudimentäres Modell“ nur für den Notfall ausreichend sein „Hikenture Gaskocher“ – praktisch nur zum direkt aufsetzen auf die Kartusche, und hat sogar ne Piezozündung.
so long
JanPeter
Hey JanPeter,
danke für den Hinweis, hab‘ mir vor einiger Zeit selber so ein Teil zugelegt und bin begeistert!
Gruß,
Andreas