Abenteuer-Weltumrundung

Abenteuer Weltumrundung

Laut Wikipedia bezeichnet eine Weltumrundung eine Reise um die Erde.

Im Gegensatz zu einer Weltreise, die für die Weltreisenden (häufig als Globetrotter oder Weltenbummler bezeichnet) eher touristischen Charakter hat, werden bei einer Weltumrundung zu Fuß, Fahrrad, Auto, Motorrad, Schiff, Luft- oder Raumfahrzeug alle Längengrade des Globus einmal überquert.

Dem hingegen gilt das primäre Interesse bei einer Weltreise vorwiegend dem Besuch möglichst vieler Länder und Sehenswürdigkeiten, als dem Ziel, die Welt nach festgelegten Regeln zu umrunden.

Regeln und Definitionen

Eine einfache Definition einer Weltumrundung ist eine Reise um die Welt die:

  • am gleichen Ort endet an dem sie beginnt,
  • eine Hauptreiserichtung hat, und
  • ein Paar Antipoden erreicht

Daher lässt sich aus den obigen Angaben implizieren, dass eine „echte“ Weltumrundung:

  • den Äquator mindestens an zwei Punkten überqueren,
  • mindestens ein Paar Antipoden erreichen, und
  • mindestens eine Entfernung größer oder gleich der Länge des Äquators zurück legen muss.

Die Guiness World Records Gesellschaft, die eine unabhängige Schiedsstelle für alle Rekorde ist, stellt folgende Anforderungen an eine Weltumrundung mit Muskelkraft:

Eine Weltumrundung durch Muskelkraft muss

  • am gleichen Ort enden an dem sie beginnt,
  • den Äquator überqueren,
  • alle Längengrade überqueren
  • jede Etappe der Reise am exakt gleichen Punkt fortsetzen an dem die vorherige Etappe endete,
  • mindestens eine Distanz gleich der Länge des Südlichen Wendekreises (Wendekreis des Steinbocks, Länge: 36.788 km) zurück legen und
  • sich in eine Richtung (Ost oder West, unwahrscheinlicher aber auch möglich Süd oder Nord) fortbewegen, wobei doppelt zurückgelegte Strecken von der Gesamtdistanz abgezogen werden müssen.

Die erste Weltumrundung der Geschichte

Weltumrundungen haben ihren Ursprung in der Seefahrt. Entgegen landläufiger Meinung war es jedoch nicht Ferdinand Magellan, der als erster Mensch die Erde umrundete. Er starb im April 1521 auf der philippinischen Insel Mactan im Kampf mit der indigenen Bevölkerung.

Es war Juan Sebastián Elcano der nach über drei Jahren mit 18 Überlebenden an Bord der Victoria die Weltumrundung am 6. September 1522 im spanischen Ausgangshafen Sanlúcar de Barrameda vollendete.

Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass es womöglich der von der Insel Sumatra im heutigen Indonesien stammende Diener Magellans Enrique Melaka gewesen sein könnte, der bereits 1511 als Jugendlicher im Laufe der portugiesischen Belagerung und Eroberung Malakkas von Magellan gefangen genommen und versklavt wurde.

Im Zuge dessen kam er nach Europa und könnte als Mitglied von Magellans Weltumrundung als erster Mensch seinen Ausgangsort wieder erreicht haben.

Nach dem nun endgültig bewiesen war, dass die Erde eine Kugel war wurden nun von verschiedene Nationen weitere Weltumrundungen unternommen — teils aus wissenschaftlicher, meist aber aus wirtschaftlicher Motivation, manchmal auch aus einer Kombination von Beidem.

Aufgrund des damaligen Fehlens anderer Antriebsmethoden waren dies zunächst Weltumsegelungen. Mit Anbruch des Industriezeitalters wurden diese dann aber auch zunehmend mit anderen Antriebsformen unternommen, von der Dampfmaschine bis hin zum Atomreaktor, über Wasser als auch unter Wasser.

Einhand-Weltumsegelungen

Die erste Einhandumsegelung in der Geschichte der Menschheit gelang dem Kanadier Joshua Slocum, sie dauerte von 1895 bis 1898.

Die erste deutsche Einhandweltumsegelung gelang Wilfried Erdmann 1966 bis 1968, sie ist zugleich die erste deutsche Weltumsegelung überhaupt. Als er allerdings 421 Tage nach seiner Abreise in Gibraltar am 7. Mai 1968 in Helgoland anlegte glaubte man ihm zunächst nicht und setzte sein Boot wegen der Einfuhr unversteuerter Waren fest.

Im krassen Gegensatz hierzu sei der Brite Francis Chichester erwähnt er wurde für seine Einhand-Weltumsegelung (1966 bis 1967) geadelt und 1967 sogar mit einer Briefmarke geehrt!

Im gleichen Jahr wie Erdmann startete ein weiterer Brite, Sir Robin Knox-Johnston, zu einer Weltumrundung und schaffte damit die erste Non-Stop-Einhand-Weltumseglung. 1971 folgte der Schotte Sir Chay Blyth, mit der ersten Non-Stop-Einhand-Weltumsegelung westwärts in 292 Tagen.

Die zur Zeit jüngste Weltumseglerin ist die Niederländerin Laura Dekker, die zu Beginn ihrer Reise im Jahr 2010 14 Jahre alt war. Der eigentliche Start der Umrundung fand allerdings erst am 20. Januar 2011 auf Sint Maarten statt, da sie zuvor erst mit den niederländischen Behörden prozessieren musste um dies tun zu dürfen. Ihr Ziel erreichte sie am 21. Januar 2012.

Einige andere aufsehenerregende Weltumrundungen

Eine Weltumsegelung der etwas anderen Art unternahm der deutsch-stämmige, nach Kanada ausgewanderte Schiffszimmermann Johannes Clauß Voß von 1901 bis 1904 zusammen mit seinem Begleiter Norman Luxton mit der Tilikum, einem umgebauten Einbaum den er von einem Indianer auf Vancouver Island erworben hatte.

Luxton verließ das Unternehmen allerdings schon recht bald woraufhin Voss im weiteren Verlauf weitere Mitsegler an Bord nahm.

Die österreichische Weltreisende Ida Pfeiffer umrundete die Welt gleich zwei Mal: das erste Mal von 1846 bis 1848, das zweite Mal von 1851 bis 1855. Sie legte dabei insgesamt 240.000 km zur See und 32.000 km auf vier Kontinenten zurück.

George Francis Train, ein US-amerikanischer Kaufmann, Schriftsteller, Autor und exzentrischer Reisender umrundete im Jahre 1870 die Welt und lieferte die Vorlage für Jules Vernes berühmten Roman Reise um die Erde in 80 Tagen.

Thomas Stevens, ein nach Amerika emigrierter Brite, umrundete mit einem Hochrad von April 1884 bis Dezember 1886 als erster Mensch die Welt mit einem Fahrrad.

Im Jahr 1888 unternahm die US-amerikanische Journalistin Nellie Bly im Auftrag der Zeitung New York World eine Weltreise, die die Reise aus Jules Vernes Roman Reise um die Erde in 80 Tagen nachvollziehen solle.

Sie begann die knapp 33.000 km lange Reise am 14. November 1889 in New York und reiste über England, Jules Vernes Wohnort Amiens, Brindisi in Italien, Colombo auf Ceylon, Hongkong, China, Japan und San Francisco. Nach 72 Tagen, 6 Stunden, 11 Minuten und 14 Sekunden beendete sie die Reise in damaliger Rekordzeit am 25. Januar 1890. Sie war die erste Frau, die unbegleitet von einem Mann eine derartige Reise unternommen hatte, was sie zum Vorbild für viele Frauen machte.

Der deutsche Heinrich Horstmann unternahm 1895 den Versuch, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden, verzichtete allerdings auf die Durchquerung Indiens wegen der dort vorherrschenden Cholera Epidemie und kehrte nach 27 Monaten durch Ägypten, Italien und Österreich in seine Heimat zurück. Interessant: er führte unterwegs akribisch Buch über die vorherrschenden Bierpreise.

Der südafrikanisch-stämmige und heute in der Schweiz lebende Abenteurer und Extremsportler Mike Horn umrundete die Erde 1999 im Rahmen seiner Breitegrad Null Expedition am Äquator, komplett ohne Motorisierung. Die besondere Herausforderung hierbei war, dass die Reiseroute auf bzw. nur in unmittelbarer Nähe des Äquators verlaufen musste. Mike Horn wanderte, segelte, schwamm, radelte und paddelte über 46 000 Kilometer und folgte in erster Linie der fixen Idee in seinem Kopf.

Weltumrundungen ausschließlich durch Muskelkraft (HPC*)

Am 12. Juli 1994 starteten Jason Lewis und Stevie Smith von Greenwich, London ihre Mission Expedition 360. Sie endete nach 13 Jahren und 74.842 km am 6. Oktober 2007 am Ausgangsort. Die Landetappen wurden per Fahrrad, zu Fuß und auf Rollschuhen zurück gelegt. Für die Meeresetappen wurde ein spezielles und bis heute einzigartiges Tretboot mit dem Namen Moksha (Sanskrit für „Freiheit“) konstruiert und gebaut. Die „Expedition360“ ist eine nach allen offiziellen Regeln gültige Weltumrundung.

Der Kanadier Colin Angus nimmt für sich in Anspruch die erste Weltumrundung allein mit Muskelkraft unternommen zu haben. Seine Leistung wird jedoch offiziell nicht als „echte“ Weltumrundung anerkannt, da die Expedition entgegen den offiziellen Richtlinien weder den Äquator überschritten noch ein Paar antipodische Punkte erreicht hat.

Laut ihm wurden diese Richtlinien erst nach Vollendung seiner Weltumrundung formuliert, wobei sich die formulierenden Insitutionen auf Nachfragen vor- und während der Expedition seinen Aussagen zu folge nicht bzw. nicht konkret äußerten.

Am 21. Juli 2012 schloss der in den USA lebende türkische Abenteurer Erden Eruç nach 5 Jahren und 11 Tagen in Bodega Bay, Kalifornien, den Kreis und ist somit der erste Mensch, der die Welt alleine und aus eigener Kraft nach allen gültigen Regeln umrundete.

Weitere Unternehmungen mit Muskelkraft

Karl Bushby, ein britischer Abenteurer und früherer Fallschirmjäger brach am 1. November 1998 in Punta Arenas im Süden Chiles auf um über Land nach hause nach England zu laufen. Mit extrem knappem Budget, massiven Finanzierungsproblemen und verschiedenen natürlichen und bürokratischen Hürden befindet er sich nun im 14. Jahr seiner Expedition.

Nachdem er im Alleingang den berüchtigten Darién Gap zu Fuß und schwimmend durchquert und zusammen mit dem französischen Abenteurer Dimitri Kieffer als erste Menschen der Neuzeit die Beringstrasse von Alaska nach Sibirien überquert hatte befindet er sich zur Zeit in Sibirien.

Sollte er die Erlaubnis bekommen durch den Kanaltunnel zu laufen wird er der erste Mensch sein der in einer ununterbrochenen Linie vom südlichsten Punkt auf dem Festland Südamerikas bis nach England gelaufen ist.

Am 21. April 2011 brach die Britin Sarah Outen zu ihrer London 2 London via the world-Tour auf. Nachdem sie den Ärmelkanal mit dem Kajak über-, und Europa und Asien mit dem Fahrrad durchquert hat, und im zweiten Anlauf von Choshi/Japan aus den Nordpazifik per Ruderboot zu den Aleuten überquert hat, wird sie versuchen das Festland Alaskas zu erreichen, um danach durch Nordamerika zu radeln und per Ruderboot über den Nordatlantik wieder nach Grossbritannien heimzukehren.

Olly Hicks, ein weiterer Brite versucht im October 2014 alleine und ohne Unterstützung um die Antarktis zu rudern. Dies ist sein zweiter Versuch nachdem er 2009 aufgrund eines Fehlers im technischen Design des Bootes aufgeben musste und daher „nur“ der Erste war, der von Tasmanien aus über die berüchtigte Tasmansee nach Neuseeland ruderte.

Und noch ein verrückter Brite: der Extremsportler Dan Martin startete 2012 zu einem Triathlon um die Welt, musste das Vorhaben aber abbrechen und um ein Jahr verschieben, da er aus logistischen und organisatorischen Gründen das benötigte Zeitfenster für den Nordatlantik nicht einhalten konnte.

Er will den Nordatlantik durchschwimmen, mit dem Rad durch Europa, Asien, Sibirien nach Nordamerika fahren, dabei die Beringstrasse von Sibirien nach Alaska überqueren um dann zum Abschluss den New York Marathon zu laufen. Zur Zeit kämpft er mit Finanzierungsproblemen.

* HPC = Human Powered Circumnavigation

Hat dich jetzt das Abenteuerfieber gepackt?

Du willst aber erst mal Armchair-Traveller bleiben? Dann kann ich dir ein paar Bücher empfehlen die mir persönlich sehr gut gefallen haben (Achtung, Affiliatelinks …):

  1. Mike Horn, Breitengrad Null, hier
  2. Stevie Smith, Pedalling to Hawaii, hier
  3. Jason Lewis, Dark Waters, hier
  4. Abgefahren, in 16 Jahren um die Welt, hier
  5. Lansing, 635 Tage im Eis: Die Shackleton-Expedition hier
  6. Fritjof Nansen, In Nacht und Eis, hier
  7. Alexandra David-Néel, Mein Weg durch Himmel und Höllen, hier
  8. Sven Hedin, Durch Asiens Wüsten, hier
  9. John Fairfax, Britannia – Rowing Alone Across the Atlantic, hier
  10. Karl Bushby, Giant Steps, hier
  11. Rosie Swale-Pope, Just a Little Run Around the World, hier
  12. Heinrich Horstmann, Meine Radreise um die Erde, hier
  13. Colin Angus, Beyond the Horizon, hier
  14. John Clauss Voss, The Venturesome Voyages of Captain Voss, hier

Es gibt so viele gute Bücher … 😉

Titelfoto: Porapak Apichodilok von Pexels

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