Was macht man mit einem alten Kunstfaserschlafsack der zwar noch brauchbar ist, aber zu kühl für tiefere Temperaturen, dafür aber zu schwer und zu voluminös für warme Sommernächte, und den man auch nicht mehr für einen fairen Preis verkauft bekommt? Man macht einen MYOG Quilt draus!
Quilt? Was ist das?
Im deutschsprachigen Raum bzw. Internet ist „Quilt“ bzw. sind Quilts noch nicht so im Outdoor Mainstream angekommen.
Ein Quilt ist eine Mischung aus Decke und Schlafsack, die das Überflüssige – Kapuze, Reiverschluß und etwas Material weg lässt – „Best of both Worlds“ sozusagen.
Dadurch spart man Gewicht, Platz, kann mehr Klamotten anziehen wenn’s mal kühler ist und kommt leichter rein und raus – sprich: er ist leichter, kleiner und bequemer. Eine ausführliche Diskussion der Pros & Cons gibt’s hier.
Quilts haben nur leider einen Nachteil: sie sind teuer und die richtig Guten, wie beispielsweise die von Enlightened Equipment sind NOCH TEURER.
MYOG Quilt?
Was bleibt? Entweder in den sauren Apfel beißen, sparen oder selber machen.
Ja und beim „selber machen“ gibt’s zwei Möglichkeiten: entweder man kauft sich das ganze Material für teuer Geld, wobei die Daunenfüllung wohl mit Abstand das teuerste ist, und näht selber. Das würde ich aber nur empfehlen wenn man gut mit der Nähmaschine umgehen kann, denn nichts ist ärgerlicher als teure Materialien zu verhunzen. Und selbst wenn es klappt wird es immer noch einen teure Ratztüte.
Die Alternative!?
Man nimmt einen Schlafsack den man eh schon rumliegen hat, wie in meinem Fall, oder kauft sich einen günstigen und arbeitet den dann um.
Das Ganze wird dann zwar nicht ganz so ultraleicht, aber durch das Wegschneiden von Kapuze und Reißverschluss sinkt das Gewicht und Packmaß dennoch merklich. In meinem Fall wurde aus einer 1.000g Tüte eine die nur noch um die 600-650g wiegt und sich 50% kleiner packen lässt.
Das Beste: eine gute 1.000g 3-Jahreszeiten Daunentüte ist schon für unter 100 Euro zu haben, siehe beispielsweise hier.
Mein MYOG Quilt
Da ich mir zwar mit einer Nähmaschine zu helfen weiß, jedoch weit davon entfernt bin Profi in diesem Metier zu sein, und ich, neben der alten Kufa-Tüte noch einen dünneren Daunenschlafsack und zufällig auch gerade etwas Zeit hatte, dachte ich, ich probier‘ es einfach aus.
Geht das Experiment gut, wird das sicherlich nicht mein letztes MYOG Quilt Projekt gewesen sein, zumal ich an der alten Tüte nicht viel kaputt machen kann und ich, wenn’s klappt, dann ne gute Sommertüte habe die mir im Gegensatz zu einem Daunenschlafsack auch noch das Inlet oder Unterwäsche zum Schutz des Schlafsacks gegen übermäßige Verschmutzung spart. Daune ist einfach zu reinigen …
Mein MYOG Quilt ist keine Schönheit geworden und schon gar nicht auch nur annähernd qualitativ hochwertig was die Nähtechnische Umsetzung angeht. Aber er wird funktionieren, und erst mal an einem unkritischen Objekt zu üben ist einfach unbezahlbar. Denn: man lernt ja nicht aus seinen Erfolgen sondern aus seinen Fehlern (idealerweise).
Schlafsystem Quilt
Ein Quilt ist unten offen. Die Theorie dahinter ist: wozu dort Isolation anbringen, wenn man a) durch die Schlafunterlage isoliert ist, und b) man die isolierende Füllung des Schafsacks durch das eigene Körpergewicht ohnehin platt drückt und ihr darum den größten Teil ihrer isolierenden Wirkung nimmt, so dass man sie logischer auch gleich einsparen kann.
Das kann allerdings einen Nachteil haben, vor allem für Nicht-Rückenschläfer die sich nachts öfter drehen. Darum gibt es zwei Strategien um Wärmeverlust durch „Luftlöcher“ in der Isolierung zu begegnen:
- Man platziert die Schlafmatte nicht wie beim Schlafsack DARUNTER sondern IM Quilt, d.h. der Quilt umschließt Schläfer UND Matte.
- Man benutzt ein „Befestigungssystem“ und der Schläfer schläft nach wie vor IM Quilt AUF der Matte.
Problem bei #1 ist allerdings, dass man eine zur Größe des Quilts passende Matte verwenden muss, und dass eventuell bedingt durch die Form der Matte man größere Lufteinschlüsse in Kauf nehmen muss, d.h. man im schlimmsten Fall etwas an Wärmeleistung verliert.
Bei Option #2 funktioniert das Befestigungssystem so, dass man üblicherweise 2 Schnüre mit Tankas (Kordelstopper) leicht fest um die Matte legt, und daran dann den Quilt befestigt.
Das Befestigungssystme meines MYOG Quilts sieht so aus, dass ich Klettband-Streifen angenäht habe die die Schnüre verlaufen. Je nach dem ob es wärmer ist und man den Quilt eher als Decke verwenden will gestaltet man das System offener, wenn es kälter ist zieh man mehr zu.
Zuerst wollte ich noch weitere Stopper reinmachen um den Quilt bei kühleren Temperaturen gegen unbeabsichtiges Aufschieben und damit gegen ständiges rumfummeln zu sichern, aber wie sich rausgestellt hatist die Reibung durch die Klettstreifen wahrscheinlich völlig ausreichend.
Eine ganz gute Anleitung wie man speziell beim Umarbeiten eines Daunenschlafsacks vorgeht gibt’s auf Instructables.
Hier noch ein paar Fotos des fertigen Produkts: