Zugegebenermaßen hatten wir diese Saison noch nicht viele kalte Tage, eigentlich sogar erschreckend wenig, um genau zu sein!
Unter diesem Hintergrund müsste ich eigentlich überdenken ob es in Zeiten zunehmender Klimaerwärmung überhaupt noch sinnvoll ist, Artikel wie diesen hier zu schreiben.
Anderseits gibt es aber durchaus noch kalte Gebiete auf dieser Erde, und, trotz dem Aufwärtstrend der Durchschnittstemperaturen kann es ja auch immer mal wieder zu Kältephasen kommen.
Eins gleich vorweg: so kuschelig wie daheim auf dem Sofa wird’s nicht, egal was man trägt. Aber mit der richtigen Strategie erspart man sich unnötiges Leiden.
Das Hauptproblem
Grundsätzlich ist Feuchtigkeit was uns frieren lässt und damit auch das Hauptproblem. Denn egal wie kalt es ist, wir schwitzen immer. Darum ist es wichtiger die Haut trocken zu halten als dickere Sachen anzuziehen (natürlich immer abhängig von der absoluten Außentemperatur in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit…).
Ein Fehler der immer wieder gerne gemacht wird ist der: man schaut aus dem Fenster und denkt sich:
Man ist das kalt !!!
und zieht sich dann natürlich viel zu warm an. Optimal angezogen ist man daher wenn man bei Abfahrt leicht friert, wobei es primär gilt den Torso warm zu halten.
An den Beinen bin ich persönlich relativ kälteunempfindlich und trage daher nur eine lange Ski-Unterhose mit verstärkten Knien, die ich mal vor Jahren bei LIDL mitgenommen habe. Darüber dann eine Cargo-Short, da ich mich in Tights so nackt fühle, außerdem sind die Taschen praktisch. Das reicht mir bis mindestens -5°C.
An den Armen trage ich ebenfalls meist nur eine Lage, da komme ich aber gleich noch darauf zu sprechen.
An den Extremitäten, also Kopf, Händen und Füßen, versuche ich ebenfalls möglichst wenig zu tragen, wenn die Temperaturen es zulassen.
Bis +5°C und niedriger Luftfeuchtigkeit (ist die Luft feucht fühlt es sich deutlich kälter an) verzichte ich meist auf Kopfbedeckung und Handschuhe. Anfangs sind die Finger zwar kalt, aber irgendwann haben sie sich an die Temperatur gewöhnt und dann ist es wesentlich angenehmer als mit feuchten Händen in Handschuhen.
Radfahren im Winter, Problem #1: Kalte Füße
Füße und Zehen sind und waren schon immer mein Problem. Aber nur beim Radfahren, nicht beim Laufen. Meine persönliche Theorie ist, dass es daran liegt, dass der Fuß, also Fußgewölbe und Zehen, beim Radfahren nicht genug bewegt werden und dadurch schlechter durchblutet sind. Das liegt einfach daran, dass die Füße auf den Pedalen ruhen, wobei schwitzen den Effekt dann durch Konvektion noch verstärkt.
Darum ist es für alle die dieses Problem haben und sich in gemäßigten Breiten aufhalten (also nicht in Alaska, Sibirien, Skandinavien und der Antarktis), meines Erachtens wenig zielführend am Fuß „aufzurüsten“ (Sofern die Schuhe grundsätzlich geeignet sind. Besser man macht öfter mal eine Pause um gegebenenfalls ein Stück zu Fuß zu gehen um die Durchblutung in den Füßen anzuregen.
Radfahren im Winter, Problem #2: Kalte Hände
Hände bzw. Finger sind besonders empfindlich da sie exponiert sind, vor allem wenn der Faktor „Windchill“ noch hinzu kommt. Geht es mal nicht mehr ohne Handschuhe ist die Frage: Welche?
Ich habe in den letzten 20 Jahren schon einige Handschuhe durchprobiert, und so ziemlich alle, und vor allem die meisten Fahrrad-spezifischen Handschuhe waren Müll.
Zur Zeit fahre ich, wenn ich sie denn mal brauche, mit Mikrofaser Handschuhen aus der Lauf- und Fußballabteilung von DECATHLON, die fügen gerade genug Isolation hinzu und sind dabei gleichzeitig ultra-atmungsaktiv was die Haut trocken hält. Für den Bereich bis -5°C habe ich Buffalo Mitts (ggf. mit den Laufhandschuhen als Liner) und für alles darunter sind Pogies (Amazon) die beste Lösung.
Der Torso und wenn es deutlich kälter ist
Lagen, Lagen, Lagen! Mehrere dünne Schichten sind besser als wenige dicke, denn zwischen den einzelnen Schichten bildet sich ein Luftpolster, und das wärmt, nicht der Stoff!
Wenn es nur ein bisschen kalt ist trage ich direkt auf der Haut ein Langarm Shirt (Amazon) aus Mikrofaser-„Shapewear“, das liegt eng an und sorgt dafür dass Feuchtigkeit von der Haut weg an die Luft oder die nächste Kleidungsschicht transportiert wird.
Darüber ein dünnes Kurzarm Funktions-T-Shirt (Amazon), da es mir sonst schnell zu warm wird.
Darüber eine dünne Lauf- oder Radweste (Amazon) die vorne winddicht ist am Rücken aus Mesh besteht.
Und darüber bei Bedarf noch eine dünne Langarm-Laufjacke (Amazon), wobei das eher selten mal der Fall ist.
Sollte es dann noch kälter werden ziehe ich unter die Laufjacke noch ein Langarm Rollkragen-Shirt wie das hier (Amazon) drunter.
Bezüglich ultraleicht-Klamotten lohnt es sich auch mal bei Decathlon vorbei zu schauen!
Ich persönlich trage meist keine expliziten „Radlerklamotten“, nur da wo es Sinn macht. Sie sind mir auch meistens zu knapp. Und da ich ohnehin eher aufrechter als gestreckter fahre, brauch ich auch nicht den verlängerten Rücken.
In a Nutshell
Zusammenfassend kann man sagen, wichtig ist vor allem:
- Die äußere Kleidungsschicht sollte stark windabweisend sein
- Trotzdem sollte sie luft- bzw. feuchtigkeitsdurchlässig sein
- Mehrere dünne Lagen sind besser als wenige dicke
- Weniger ist mehr, sofern möglich
- Bei kalten Füßen Gehpausen einlegen
- Heißgetränk mitnehmen, wenn’s doch mal kälter wird