Avid-BB7-die-Rundum-Sorglos-Bremse

Avid BB7 – die Rundum-Sorglos Bremse?

Avid BB7 – die Rundum-Sorglos Bremse – ich fahre sie seit knapp 1,5 Jahren am Fatbike und bin auch am Reiserad bzw. dem wiedergeborenen Bikepacking-Bike und „Ein-für-alles-Rad“ auf Scheibenbremsen und hier ebenfalls auf Avid BB7 umgestiegen.

Funktionsweise der Avid BB7

Das Konzept ist denkbar einfach und eigentlich ähnlich bei allen Seilzug-Scheibenbremsen: mittels eines Seilzugs wird eine Drehbewegung initiiert, die mittels der einen Bremsbacke die Bremsscheibe gegen die andere Bremsbacke drückt und somit die Bremsscheibe zwischen 2 Bremsbelägen einklemmt. Die Energie des drehenden Rades wird in Reibungsenergie umgewandelt und das Rad kommt zum stehen.

Der Bremssattel ist mit 2 Schrauben in einer Postmount-Position an einem Adapter befestigt mit dem die ganze Einheit schließlich nach IS 2000 an der Gabel befestigt wird. Eigentlich recht einfach. Das Problem fängt bei der Einstellung an, hört beim Einbremsen der Beläge aber noch lange nicht auf.

Bremssattel ausrichten

Um den Bremssattel besser Ausrichten zu können hat sich Avid an konventionellen Felgenbremsen orientiert und die Bremsssattelbefestigung statt normaler Unterlegscheiben ebenfalls mit konkav-konvexen ausgestattet. Das geschah bestimmt in bester Absicht (oder einen faulen Ingenieur …). Da deren Oberfläche jedoch rau ist und sich Schmutz zusätzlich negativ auf die Gleiteigenschaften auswirkt erfüllen sie leider NICHT ihren Zweck. Und was noch schlimmer ist: sie behindern das Einstellen der Bremse sogar!

Was ich meine ist das: Ist der Bremssattel locker, ist noch alles gut. Versucht man dann aber die Schrauben anzuziehen, zentriert er sich nicht, sondern verkantet eher. Dadurch ist es sehr frickelig den Bremsssattel so zu montieren, dass die Bremse nicht schleift und die Bremsscheibe in alle 4 Richtungen einigermaßen zentriert durch die „Bremszange“ läuft.

Dabei könnte es so einfach sein. Ich hatte mal eine Shimano Deore BR-M525 Bremse, so um das Jahr 2008/2009 rum. Die war mit wenigen paar Handgriffen installiert, eingestellt hat nie gequietscht und nie geschliffen. Es war die unkomplizierteste Bremse die ich je hatte. Sie hatte aber auch keine konkav-konvexen Unterlegscheiben. Nur ganz Normale, plane.

Geräuschentwicklung

Ein weiterer Kritikpunkt an der Avid BB7 ist quietschen und schleifen. Es sind wie gesagt nicht meine ersten Scheibenbremsen und auch nicht die ersten die Geräusche machen.

Das Quietschen ist eine ominöse Sache und ich hab schon alles Mögliche probiert. Beim Fatbike habe ich es schließlich in den Griff bekommen indem ich die Beläge gegen Nicht-Avid Beläge mit guter Bewertung getauscht habe, jetzt quietschen sie nur noch wenn sie Nass geworden sind. Was OK ist, denn das machen alle Scheibenbremsen.

Beim Bikepacking-Bike allerdings nicht. Habe alles probiert, Scheiben und Beläge gereinigt, angeschliffen, zig Mal neu eingestellt und andere Beläge probiert: ab und an quietschen sie eben. Vielleicht liegt es an der Schwingungsfrequenz der Gabel? Keine Ahnung …

Meine Grundeinstellung der Avid BB7

Abgesehen davon, dass ich die Avid BB7 mittlerweile für eine absolut verbesserungsfähige Fehlkonstruktion halte ist schon allein die Grundeinstellung nicht trivial. Und die schlechteste Variante ist, es nach der offiziellen Anleitung zu tun. Laut der Avid-Anleitung soll der Abstand zwischen innerem Belag und Bremsscheibe maximal doppelt so groß sein wie vom äußeren Belag zur Bremsscheibe. Meiner Meinung nach ist das oft nicht so ganz optimal.

Um sicherzustellen, dass zumindest der Bremssattel und damit die Einstellung der Bremsbeläge zur Scheibe nicht als Verursacher in Betracht kommen halte ich daher folgende Vorgehensweise für die Beste:

  1. Beide Befestigungsschrauben des Bremssattels öffnen
  2. Gegebenenfalls auch das Kabel lösen
  3. Beide Bremsbeläge ganz nach außen stellen
  4. Nun den Inneren ganz rein drehen, mit Gefühl, dann wieder 10 Klicks zurück
  5. Jetzt den äußeren Belag ganz rein drehen bis die Scheibe eingeklemmt ist, der Bremssattel ist nun sauber zentriert
  6. Nun die Befestigungsschrauben vorsichtig anziehen und darauf achten dass sich nichts verzieht. Darauf achten, dass die Unterlegscheiben möglichst gleichmäßig ausgerichtet sind, am besten aber konkav-konvexen Scheiben durch plane Unterlegscheiben ersetzen
  7. Nun schaut man sich den Bremssattel von unten an: Befindet sich die Scheibe in der Mitte und parallel zum Bremssattel? Dann ist alles gut. Sonst Befestigungsschrauben wieder öffnen und nochmal versuchen
  8. Avid Speed Dial Bremshebel: diese können nun eingestellt werden
  9. Dann das Kabel stramm und ohne Spiel am Bremssattel befestigen, ggf. mit etwas Vorspannung
  10. Beide Beläge nun wieder ganz nach außen stellen
  11. Mehrmals am Bremshebel ziehen, um sicher zustellen, dass der Belag sauber sitzt, dann langsam rein drehen bis er anfängt zu schleifen, dabei immer wieder zwischendurch am Bremshebel ziehen
  12. Sobald der Belag schleift, zurückstellen bis die Scheiben wieder ohne Berührung durchläuft, dann nochmal 2 Klicks zurück
  13. Gleiche Vorgehensweise für den äußeren Bremsbelag

Möglicherweise hilft die Anleitung ja jemand. Auch würde mich interessieren ob außer mir auch noch andere Probleme mit der Avid BB7 haben.

7 Kommentare zu „Avid BB7 – die Rundum-Sorglos Bremse?“

  1. Hallo,
    Ich finde die Avid sehr einfach einzustellen. Die ganzen Unterlegscheiben müssen sauber sein und neue Bremsbeläge einschieben. Die Schrauben so lösen, dass sich der Bremssattel selbst bewegen kann. Dann den Bremsgriff ziehen, möglichst fest, im gehaltenen Zustand die Schrauben anziehen. Fertig! Beläge stehen perfekt parallel zu Scheibe. Im Anschluss noch so die Beläge schleiffrei einstellen wie du es beschrieben hast.
    Viele Grüße

    1. Hey,

      ja, im Vergleich zu alten IS2000-Systemen wo man noch die Aufnahme planfräsen sollte bzw. musste und dann mit dünnen Unterlegscheiben arbeiten musste geht es schon einfach.

      Aber wie ich schrieb funktionierte das mit der Shimano Deore WIRKLICH kinderleicht, wohingehen es bei der BB7 immer etwas Fummelei ist – im Zweifel muss man eben die Beläge geringfügig mehr nach außen stellen damit es nicht schleift, aber geht schon.

      Saubere Unterlegscheiben ist natürlich ein Punkt. Wenn die Bremse neu ist kein Problem, aber nach ner Weile sind sie etwas korrodiert, dann muss man sie reinigen und ggf. etwas polieren damit sie leichtgängig sind. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass man sie eigentlich nicht zum einstellen braucht (wegen Abstand schon), die Deore-Bremse kommt/kam ja auch ohne aus.

      Allerdings hab ich bei meiner das Problem, dass ich das Quietschen bei metallischen Belägen nicht so in den Griff bekomme. Andere (metallische) Fabrikate hab ich schon probiert, reinigen, entfetten, anschleifen usw. auch.

      Interessanterweise quietscht es stärker wenn ich mit beiden Bremsen gleichzeitig bremse, Bremse ich erst mit der vorderen, halte diese und dann mit der hinteren ist es besser. Kann natürlich auch an der Starrgabel liegen – filigranere Gabelscheiden, anderes Schwingungsverhalten …

      Ich hab mich wegen Verschleiß immer etwas gesträubt organische Beläge zu benutzen, aber werde die jetzt mal ausprobieren.

      LG

    2. Vielen Dank, Avid/SRAM sollten wirklich deine Anleitung übernehmen! Ich warte meine eigenen Räder seit Jahren selbst und habe viele verschiedene Bremstypen gekannt, Felge, Scheibe, hydraulische, Kabel. Manche waren leichter, manche schwerer zu warten, aber mit allen kam ich gut klar. Avid ist mit Abstand die fummeligste. Ja, sie funktioniert. Ja, man kann sie eingestellt bekommen. Und ja, ich hasse sie und ich wünsche deren Konstrukteure die Krätze.

  2. Der Grund, weshalb ich mein Rad nach 8 Jahren verkauft habe ist diese irrisnnge Fehlkonstruktion von Bremse namens BB7, ansonsten hätte ich nochmal eine Runde Verschleißteile springen lassen…komplett neue Bremse hätte sich nicht mehr gerechnet. Hat zwar immer einwandfrei gebremst, ich habe es aber in der ganzen Zeit nicht geschafft, sie so einzustellen, daß sie wenigstens bis zum nächsten Nachstellen der Beläge nicht schleift.

    1. Ja, interessant wie die Erfahrungen auseinander gehen. Meine Entscheidung für die BB7 ist mehr eine Entscheidung gegen Hydraulik, der Einfachheit halber. Aber wie immer hat eben alles seine Vor- und Nachteile …

  3. Hab seit ein paar Tagen die BB7 und bin begeistert, vielleicht bin ich aber auch nur altmodisch. Würde jederzeit eine Scheibenbremse gegen eine gute Felgenbremse tauschen. Hab bisher nur Probleme mit Hydraulischen Bremsen gehabt. Hatte nun schon eine Auriga Pro und eine Deore am Rad beide mit dem Problem, dass die Scheiben mit der Zeit Ölig werden, die Beläge sich zusetzten und man keine Bremswirkung mehr hat, dafür brauch man keine Klingel mehr. Mir ist die BB7 einfach sympatisch, ich sehe wie sie funktioniert, ich kann sie super einfach einstellen, bei dem ganzen entlüften der hydraulischen taugt mir nicht. Hab noch ein paar Jagwire Bowden verbaut und Sie bremst deutlich besser wie jede Hydraulische die ich bisher hatte, irgendwie „echter“, direkter… Das mit den Unterlegscheiben stimmt jedoch!

    1. Hey Rob,

      ja, die Einstellerei nervt, vor allem je größer die Scheibe, desto „unsteifer“ ist sie und desto mehr „verzieht“ man die Einstellung beim festziehen der Bremssattelbefestigungsschrauben. Bin allerdings noch nicht über passenden Ersatz gestolpert.

      Mit der Bremsleistung alleine bin ich auch absolut zufrieden, d.h. bis auf ein bisschen Fading auf langen, steilen, technisch(er)en Abfahrten. Möglich, dass Jagwire-Sets da was bringen, andererseits sagen die einen so und die anderen so. Man müsste das mal wissenschaftlich angehen …

      Ich hatte ja lang Probleme mit Quietschen, in der Zwischenzeit hab ich auch festgestellt, dass ab- und an die Bremsscheibe mit Bremsenreiniger reinigen wahre Wunder wirkt.

      LG,
      Andreas

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