Zugegeben, 1 x 11 mit vorne 30 Zähnen und hinten eine große Kassette mit einem Bereich von 11 – 42 ist schon so ein nasser Traum.
Aber umrüsten bedeutet den kompletten Austausch ALLER Komponenten, außer dem 30 Zähne Kettenblatt, das ich schon fahre. Also: neuer Schalthebel, Kette, Kassette und Schaltwerk. Plus ein bis zwei teure, nicht wiederverschließbare Ersatzkettenschlösser. Kostenpunkt für 1 x 11 Umrüstung im Juli 2016: locker EUR 250 – EUR 300, für zwei Gänge die ich SELTENST brauche, einen davon eigentlich überhaupt nicht.
Für meinen Geschmack ist das jedenfalls deutlich zuviel für effektiv einen leichten Gang mehr und eine geringfügig höhere Endgeschwindigkeit, denn darauf läuft’s raus. Abgesehen davon steht 12-fach schon vor der Tür, 1 x 11 Teile sollten also bald im Preis fallen.
Meine Low-Budget 1 x-Lösung basierend auf 1 x 9 hat mich hingegen ganze EUR 15 gekostet (für eine 12-36 Kassette) und das war’s – naja, das 30 Zähne Kettenblatt waren nochmal 40 Euro, aber das hätte ich ja so oder so gebraucht …
1 x 9 mit 30 Zähnen vorne und 12 – 36 hinten ist für mich HIER im Alltag völlig ausreichend, und wie Viele bestimmt wissen ist Stuttgart alles andere als flach!
Mit meinem 1 x 9 Umbau komme ich alle Berge hoch und auch lange Anstiege lassen sich komfortabel fahren. Abgesehen davon ist meine Erfahrung ohnehin die: ist der Berg lang und steil, gewinnt sowieso der Berg, egal wieviel kleinere Gänge man hat. Irgendwann ist es nicht mehr wirklich gut fahrbar, und spätestens wenn ich schneller schiebe macht fahren keinen Sinn mehr.
Trotzdem kann es sinnvoll sein, noch Spielraum nach unten zu haben. Beispielsweise wenn man mit Gepäck fährt: 6 – 8 Kilo + 2 Kg für Wasser und Futter sind zwar nur 10 Kilo, aber 10 Kilo mehr sind trotzdem 10 Kilo mehr.
Meine Lösung: 1 x 9 mit Granny
Da die Kurbel eine 3-fach Kurbel ist, und ich das 22 Z. Kettenblatt nach Demontage der Originalkettenblätter ohnehin rumliegen hatte: was lag also näher als das einfach wieder dranzuschrauben?
Ein 22er ist auch in Stahl nicht wirklich schwer, Gewicht würden hier hauptsächlich der Schalthebel und der Umwerfer addieren.
Für eine längere Tour hatte ich mir überlegt, das ganze Zeug wieder dran zu montieren, tat es dann aber erstmal nicht weil mir der passende Umwerfer fehlte.
Gott sei Dank kann ich nur sagen, denn mir kam eine viel bessere Idee!
Inspiriert von den Cranes, die in ihrem gleichnamigen Buch JOURNEY TO THE CENTER OF THE EARTH in teilweise abstrusen Aktionen wie das eigentlich nur Briten können Gewicht sparten um den Himalaya von Süden aus zu überqueren und natürlich auch „for the Fun of it“.
Das war Mitte der 1980er, lange bevor die Ultralight-Kultur in großem Stile Einzug hielt. Unter anderem verzichteten sie eben auf den Umwerfer und die Schaltfunktion, die Kette wurde bei Bedarf von Hand umlegt.
Wie gesagt, vermisst habe ich einen kleineren Gang bis jetzt noch nicht, auch wenn man ihn sich in manchen Situationen wünscht – aber eher aus Gewohnheit, gehen tut es dann meist aber doch ohne, wenn’s gehen muss. Jedenfalls ist das die perfekte Lösung für mich: keine Kosten und die psychologische Krücke des „ich könnte wenn ich wollte“.