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Fatbike Tubeless – und warum ich (noch) nicht umrüste

Ja, ich geb’s zu: eine zeitlang war ich auch echt angefixt von dem Tubeless-Hype, zumal der bei Fatbikes auch wirklich Sinn macht – um Gewicht sparen, die rotierende Masse zu reduzieren und für höhere Pannensicherheit.

Warum ich’s bisher nicht gemacht habe obwohl ich alles was ich dazu brauche hier habe, lag bisher hauptsächlich daran, dass ein Kompressor nötig ist um die Reifen das erste Mal schock-zu-befüllen.

Üblicherweise geht man beim Setup so vor: Nachdem man die Felgen vorbereitet hat, bläst man den Reifen einmal mit installiertem Schlauch auf um den Reifen schön auf die (Tubeless-Ready-) Felge zu setzen.

Dann macht man ihn wieder platt, drückt ihn auf einer Seite von der Flanke weg um den Schlauch zu entfernen und die Dichtmilch einzufüllen.

Jetzt braucht man einen Überdruck um die offene Reifenflanke wieder abzudichten, also, um die Reifenflanke ans Felgenhorn zu drücken. Dabei darf weniger Luft den Reifen verlassen als reingeblasen wird damit der Hohlraum zuverlässig verschlossen wird.

Das ist allerdings selbst mit einer Standpumpe nicht zu leisten und bedeutet darum entweder die Anschaffung eines Kompressors oder den Besuch eines Ortes mit einem solchen (Tankstelle, beispielsweise).

Dadurch dass ich aber dadurch Zeit zum Nachdenken hatte bin ich mittlerweile zu der Auffassung gekommen, dass ein Tubeless Setup mir sogar mehr Nach- als Vorteile bringen würde:

Tubeless – Nachteile

  • Kosten: so ein Setup ist nicht für 2,50 Euro zu haben
  • Der Gewichtsvorteil gegenüber guten, leichten Schläuchen ist minimal
  • Das Rad muss regelmäßig bewegt und es muss wesentlich öfter Luft nachgepumpt werden
  • Die Dichtmilch diffundiert mit der Zeit durch die Reifenwand und muss gelegentlich ergänzt werden, dazu muss mindestens der Ventileinsatz der Tubeless-Ventile und damit die Luft entfernt werden
  • Es könnte eventuell hier und da eine »Sauerei« geben
  • Sollte der Reifen mal von der Felge springen oder einen Riss bekommen, bekommt man ihn im Feld nicht mehr dicht
  • Darum muss immer mindestens ein Schlauch mitgeführt werden
  • »Tankstellen-Runs« werden mit der Zeit lästig, die Anschaffung eines Kompressors wird Pflicht
  • Wenn’s funktioniert ist es praktisch, aber nicht wirklich »simpel«

Tubeless – Vorteile

  • Kleine Durchstiche werden sofort abgedichtet
  • Durchstiche mit größerem Durchmesser sind mit »Gummiwürmern« auch einfach und schneller zu reparieren, wie ein undichter Schlauch
  • Gewichtersparnis (gering)
  • Der Reifendruck kann weiter gesenkt werden als mit Schläuchen, da keine Gefahr von Snakebites besteht
  • Es soll sich »besser« fahren

Bottomline

Meine reifenbedingte Pannenstatistik ist hervorragend: 3-4 Plattfüße pro Jahr, maximal. Und wenn ich doch mal einen habe, habe ich in der Regel die Zeit und Muße um ihn zu reparieren.

Die Vorstellung einen Kompressor anschaffen bzw. der Stress zur nächstgelegenen Tankstelle pilgern zu müssen wo man dann vielleicht auch noch für Luft bezahlen muss fühlt sich nicht gut an.

Ebenso wenig ein System zu haben, bei dem man regelmäßig (im Vergleich zu Schläuchen) verhältnismäßig viel Geld, Zeit und Arbeit investieren muss um es am Laufen zu halten.

Da ich relativ schwer bin fahre ich ohnehin mit mehr Druck als andere, das heißt, die »Extreme-Low-Pressure« Option ist ohnehin nichts für mich.

Bleibt noch das subjektive Gefühl des verbesserten Fahrverhaltens – das wahrscheinlich nach 20 Kilometern nicht mehr auffällt.

Sprich, ein Fatbike Tubeless-Setup ist für mein normales Nutzungsverhalten derzeit nicht notwendig.

Dennoch: es gibt zwei Situationen in denen ich es durchaus auf Tubeless umrüsten würde:

  1. Da wo es auf Zeit ankommt: Rennen beispielsweise
  2. Bei Touren in Gegenden mit vielen Dornen

3 Kommentare zu „Fatbike Tubeless – und warum ich (noch) nicht umrüste“

  1. Hallo Simon,
    ich habe ca. 3 Jahre Erfahrung mit Tubeless sammeln können. Anfangs fragte ich mich, warum ich das tue 🙂
    Fahre am 29er seit ich es habe 8/2014 Tubeless, hatte am Bike davor damit angefangen. Damals sogar irrtümlicherweise mit NoTubelessReady Reifen.
    Am FatBike habe ich auch alles zuhause liegen. Es hängt nur noch an den Reifen. Die ab Werk montierten Big Jon sind die Liteskin Variante und somit nicht Tubeless Ready. Ob die Felgen Tubeless Ready sind weiß ich nicht.
    Beim Kompressor gebe ich dir voll und ganz recht. Immer an die Tanke schmälert den Bastler Spaß.
    Genauso stimme ich dir zu dass es umfangreicher ist das schlauchlos System am Laufen zu halten. Aber die Reifen werden mit der Zeit immer dichter und bei dem geringen Druck am FatBike dürfte das Nachpumpen kein so großes Problem sein.

    Das mit der Dichtmilch handle ich einfacher, die fülle ich immer durch das Ventil ein.
    Bei der Erstbefüllung pumpe ich den Reifen ohne Schlauch an der Tanke auf bis er aufs Felgenhorn „knallt“. Dann drehe ich den Ventil Einsatz raus und fülle die Milch ein. Das gab noch nie sauerei. Das mache ich sogar alles an der Tanke im Kofferraum.

    Im Urlaub z. B. hatte ich morgens einen platten. Einfach Ventil raus. Milch rein. (Konnte mir denken dass nicht mehr viel drin ist) Aufpumpen. Schütteln. Fertig!
    Wenn der Reifen noch auf dem Felgen sitzt braucht man auch keinen Kompressor.

    Beim FatBike habe ich wie du die Bedenken dass wegen des geringen Drucks (0,5 – 0,7bar) der Reifen von der Felge rutscht.
    Denke aber schon dass man ca. 200gr. / Laufrad sparen kann.
    350 – 390gr. Schlauch raus und 160 – 180ml Milch rein.
    Einen Ersatz-Schlauch muss man ja immer dabei haben. Auch wenn man mit Schläuchen fährt. Ein leichterer Downhill Schlauch soll als Notlösung auch schon ausreichen. Hab ich mal gelesen.

    Sobald ich TubelessReady Reifen habe, werde ich es trotz der ganzen Bedenken versuchen 😛

    Happy FAT Trails, Tom

    1. Hey Tom,

      cooles Feedback!

      wenn ich ’ne Tanke um die Ecke hätte, dann hätte ich’s wahrscheinlich auch schon ausprobiert. Aber so mitten in der Großstadt ist das immer n‘ Act, halben km zum Auto laufen, sofern man noch weiß wo’s steht, sonst muss man’s erst mal suchen bzw. man überhaupt eins hat ;), die nächste Tanke wo man das in Ruhe machen kann ist auch ein Stück weg…

      Grundsätzlich spricht natürlich auch überhaupt nichts dagegen, nur wenn ich persönlich die Vor- und Nachteile für mich abwäge, dann seh‘ ich für mich persönlich im Alltag den Benefit nicht.

      Klar, 200g pro Rad ist ein Argument, andererseits auch relativ, da man die ohnehin nur beim beschleunigen merkt bzw. als Teil der Gesamtmasse. Was das beschleunigen angeht, hat, denk ich, ein geringer Luftdruck beim Fatbike eine viel größere Auswirkung. Dennoch macht’s natürlich Sinn ein Auge auf dem (Gesamt-) Gewicht zu haben…

      Für mich persönlich wäre der Pannenschutz ein wesentlich größeres Argument, aber wie ich ja schrieb hab ich damit keine großen Probleme.

      Die eventuelle Veränderung im Fahrverhalten würde mich interessieren.

      Kannst ja mal berichten wenn du „konvertiert“ bist.

      Bzw. vielleicht probier‘ ich’s spaßeshalber doch mal aus wenn’s mir langweilig ist und ich komm dir zuvor… 😉

      Achso, noch bzgl. »Tubeless Ready« der Felgen: Wenn die so ’ne Nut an der Seite haben (also nicht nur ein Felgenhorn) dann sollten sie Tubeless Ready sein. Ansonsten gugl‘ mal nach »Ghetto Tubeless« falls du noch nicht über den Begriff gestolpert bist.

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