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Fatbike Tubeless Umrüstung – ich hab’s endlich getan!

Nachdem meine ersten Schritte in Richtung Fatbike Tubeless Umrüstung etwas problembehaftet waren, siehe hier, und ich darum erstmal weiter mit Schläuchen fuhr bin ich jetzt doch noch zum Fatbike Tubeless-Konvertit geworden.

Warum jetzt?

Der Grund dafür ist hauptsächlich um aus eigener Erfahrung mitreden zu können, gucken was dran ist am Tubeless-Hype, aber auch die Herausforderung es einfach hinzubekommen. Und es spart nochmal 200 g rotierende Masse pro Laufrad.

Abgesehen davon bin ich weiterhin der Meinung, dass (für mich persönlich, d.h. da wo und wie mein Bike bewegt wird), die Vorteile der Fatbike Tubeless Umrüstung die Nachteile nicht überwiegen.

Warum damals kein Fatbike Tubeless?

Das Nummer eins Problem war damals, dass ich keinen Kompressor hatte um den schlauchlosen Mantel durch eine kurzen Stoß einer großen Menge Luft so auf die Felge zu setzen, dass die so entstandene Kammer soweit luftdicht ist, damit ich dann mit der Standpumpe den Rest erledigen zu können.

Das Problem löst mittlerweile mein DIY Ghetto Tubeless Inflator unter Anwendung der richtigen Technik (siehe unten) durchaus zufriedenstellend.

Ein weiteres Problem, bzw. das Hauptproblem und meiner bescheidenen Meinung nach die Ursache der Undichtigkeiten war das Klebeband.

Da es in sämtlichen mir bekannten Baumärkten kein 80 mm breites (Gewebe-) Klebeband gibt behalf ich mir mit zwei in der Felgenmitte überlappenden Bahnen 50 mm Klebeband. Die Felgen hatte ich gut vorbereitet – also alle Kontaktflächen entfettet, es war aber nicht dicht zu bekommen und Luft trat unter anderem auch unter den völlig abgedeckten Speichenlöchern aus.

Natürlich hätte ich es mir einfach machen können und das spezielle, bei Amazon verrückt teure und bei anderen immer noch teure) Rimtape von Sun-Ringlé kaufen können – hätte ich trotz des unverschämten Preises und der mittelmäßigen Bewertungen auch gemacht – nur leider ist die Verfügbarkeit in Europa es zur Zeit wohl nicht so sehr gegeben.

Darum hatte ich es erst mal verworfen – die Priorität war aber auch nicht wirklich hoch, und bin dann, wie es eben so passiert beim Suchen auf EBAY auf einen Anbieter von 80 mm breitem Gaffa-Tape zu einem akzeptablen Preis gestoßen. 50 Meter für 14 EURO – da kann man auch mal ohne schlechtes Gewissen 2 Lagen übereinander kleben.

Die Umrüstung

Da ich in der Zwischenzeit schon Training in der Fatbike Tubeless Umrüstung hatte ging es diesmal relativ schnell, kurz und knapp in dieser Reihenfolge (ohne Kompressor):

  1. Reifen, Schlauch und altes Klebeband entfernen, sofern vorhanden
  2. Kontaktflächen reinigen und fettfrei machen, sofern nötig (Bremsenreiniger wenn zur Hand, ansonsten Spiritus, Alkohol oder Nagellackentferner – letzteren gibt es im Drogeriemarkt – aber Vorsicht: im Zweifelsfall nur kurz abwischen und nicht lange reiben!
  3. Klebeband sauber applizieren, mind. 10 cm überlappen lassen, idealerweise im Ventilbereich
  4. Vorm Überlappen ggf. die Oberseite der unteren Lage des Klebebands im Überlappungsbereich zur besseren Haftung nochmal entfetten
  5. Mit geeignetem Werkzeug (beispielsweise heiße Kreuzschraubendreherspitze) Ventilloch durch reinschmelzen öffnen
  6. Reifen mit Schlauch aufziehen, auf Maximaldruck aufpumpen und über Nacht stehen lassen, damit das Klebeband gleichmäßig angedrückt wird
  7. Nun vorsichtig den Reifen/Felge auf einer Seite öffnen und den Schlauch entfernen
  8. Schlauchlos-Ventil einbauen und FEST schrauben, gegebenenfalls mit Gummistück unterfüttern
  9. Dichtmilch einfüllen (150 – 250 ml, je nach Reifen und Volumen) und Reifensaum zurück über das Felgenhorn ziehen und drücken
  10. Jetzt Rad an einer Schnur oder Ähnlichem aufhängen, idealerweise mit dem Ventil unten
  11. Dann den offenen Reifensaum so nach außen ziehen und drücken, dass es keine großen Löcher mehr gibt und er möglichst plan anliegt – gegebenenfalls durch halten unterstützen
  12. Wer jetzt einen Kompressor sein eigen nennt kann sich glücklich schätzen, aber es geht auch mit dem Ghetto Inflator
  13. Wenn alles geklappt hat, hat der Mantel jetzt mit der Felge eine weitestgehend luftdichte Kammer geformt, bei der weniger Luft austritt als man reinpumpt
  14. Nun mit der Standpumpe auf Maximaldruck aufpumpen
  15. Theoretisch sollte ein guter Reifen jetzt schon weitestgehend dicht sein (mein Veetire Snowshoe hat so dicke Wände, der „schwitzt“ garantiert nicht)
  16. Um das „Interface“ Felge-Reifen sauber abzudichten muss die Dichtmilch an den Reifensaum kommen. Dazu gibt es verschiedene Techniken, beispielsweise das Rad horizontal leicht gekippt nehmen und schütteln, dabei 1x um 360° drehen, Rad umdrehen und das gleiche nochmal, bzw. das Rad in Drehung versetzen und oszillierende Bewegungen machen
  17. Anschließend am besten gleich mal probefahren

Probefahrt

Ob ihr es glaub oder nicht: aber 400 g weniger Masse machen sich schon bemerkbar, auch am Fatbike! Das Rad fühlt sich leichter an und vor allem bergauf fährt es sich jetzt noch etwas leichtfüßiger. Es ist aber kein Unterschied wie Tag und Nacht.

Weiterhin hat man das Gefühl, der Reifen würde sich jetzt noch besser auf dem Untergrund abrollen, sich auf ihm abformen.

Bin dann auch gleich mal nicht zimperlich ein paar ruppige Trails gefahren und kann nur sagen: problemlos, ich bin beeindruckt!

Der Tag danach

Am Morgen nach der Fatbike Tubeless Umrüstung gleich mal als erste Handlung des Tages in den Keller gegangen und den Luftdruck gecheckt. Hinterrad ist gefühlt noch gut, vorne deutlicher Druckverlust. Nochmal nachgepumpt, mal sehen, wie es später aussieht.

Wahrscheinlich muss ich das noch ein paar Mal wiederholen und noch die ein oder andere Runde fahren, bin aber zuversichtlich da meine bisherigen Experimente nur mit dem Hinterrad waren, d.h. die Reifen-Karkasse des Hinterrads war im Zweifelsfall schon „besser vorbereitet“.

Update

Jetzt zwei Wochen scheinen beide Reifen dicht zu sein. Nachdem zuerst der Vorderreifen platt war hält er nun beständig Luft, dafür war nun der Hinterreifen platt.

„Platt“ ist aber etwas übertrieben, der Luftverlust ist schleichend und es dauert eben einige Zeit bis alle Poren sicher verschlossen sind. Das ist ganz normal, wie unzählige Erfahrungsberichte zeigen.

Nachdem ich also noch zweimal aufgepumpt und die Reifen jeweils so in allen Lagen langsam gedreht habe, so dass die Dichtmilch an möglichst alle Stellen des Reifens kam und vor allem im Bereich der Felgenhörner scheint er nun dicht zu sein, jedenfalls gab es die letzten 2 Tage keinen mit Handdruck deutlichen Druckverlust.

Allerdings gibt es trotzdem einen schnelleren Druckverlust als bei der Verwendung von Schläuchen, was wahrscheinlich auf einen „doppelt hält besser“-Effekt zurückzuführen ist – verwendet man Schläuche muss die ja aus zwei Kammern entweichen.

Aber das ist auch normal, und eine Realität mit der Tubeless-Fahrer leben müssen: man muss einfach öfter nachpumpen.

Daher wäre meine Empfehlung:

Für alle die unbürokratischen Zugang zu einem Kompressor haben oder das regelmäßige Nachpumpen nicht scheuen und bereit sind alle paar Monate in eine Flasche Dichtmilch zu investieren sollten es machen.

Alle anderen, die zu faul sind oder anderweitig keinen Sinn oder Bedarf darin sehen, sollten, sofern Gewicht ein Thema ist (ist es in der Regel), ihre Schläuche und Felgenbänder wiegen und ggf. gegen leichtere tauschen. Schwalbe Fatbike-Schläuche sind vergleichsweise leicht und gute Qualität. Ebenso die Surly Felgenbänder, da meiner Meinung nach das Fahrerlebnis ohne Schläuche nicht so viel besser ist, dass es absolute Pflicht ist Tubeless zu fahren.

Noch eine Anmerkung zum Gaffa-Tape:
So wie’s aussieht scheint es gut zu funktionieren. Am Anfang war ich nicht so ganz überzeugt, da das 50mm Band gefühlt eine höhere Klebkraft hatte. Das Ding scheint wohl tatsächlich zu sein, dass das Tape die ganze Breite überspannt und man es ausreichend überlappen lässt.

7 Kommentare zu „Fatbike Tubeless Umrüstung – ich hab’s endlich getan!“

  1. Hallo Fatbiker,

    ich hab ja mein Scott Big Jon nun schon bald ein Jahr. Bis jetzt hatte ich zwei Platten. Der Erste war im Juni in den Dolomiten. Dort bin ich mit dem serienmäßigen Jumbo Jim von Schwalbe gefahren und der ist jetzt wirklich kein Reifen für ruppige Alpine Trails und so hatte ich auf einer Abfahrt einen Snake Bite. Seitdem hatte ich bis gestern keinen Platten mehr.

    Mittlerweile fahre ich MAXXIS Minions F/R und mit denen hatte ich gestern Abend auf heimischen Trails den ersten Platten – wieder ein Snake Bite – an einem dicken Stein.

    Und so kam ich wieder zu Tubeless. Diese beiden Platten wären nämlich ohne Schlauch nicht passiert.
    Meine Felgen sind aber sowas von NICHT Tubeless Ready! Das kann ich eigentlich vergessen.

    Wenn ich aus dem Schlauch die Luft lasse, fallen die Reifen von selbst vom Felgenhorn.

    Oder ist das bei Tubeless tauglichen Felge auch der Fall???

    Hab schon alles zuhause zum Umrüsten und Erfahrung hab ich vom 29er auch. Überlege ob ich meine Felge innen mit der Trittschall-Folie aufpolstere. Hab ich mal in einem YouTube Video gesehen.

    Ich werde auf jeden Fall umrüsten, auch wenn ich neue Felgen einspeichen oder Laufradsatz zusammensparen muss. Denn zu der Gewichtsersparnis kommt nun auch auch die Geschichte mit den Snake Bites. Eigentlich logisch dass es häufiger Snake Bites gibt – bei 0,5bar 🙂

    1. Was für eine Felge ist das denn? Beim Tubeless Ready System „klicken“ Felgen und Reifen richtig ineinander.

      Kann natürlich sein, dass die Felgen nicht TR sind, dann bleibt dir nur die „Ghetto Tubeless“ Variante (mal danach bei Youtube suchen …).

      Kurz, du nimmst einen 24″ Schlauch, schneidest den der Länge nach auf und läßt ihn über das Felgenhorn raus überlappen. Der Schlauch bildet dann mit dem Reifen den luftdichten Hohlraum (Gummi-Gummi Interface). Das überstehende Gummi schneidest du dann bei Erfolg weg.

      Damit du den Hohlraum schneller geschlossen kriegst kannst du wie du schreibst noch das Felgenbett aufpolstern. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es ohne den aufgeschnittenen Schlauch bei NICHT-TR Felgen nicht funktioniert, aber Versuch macht kluch …

      Und dann braucht’s wahrscheinlich immer noch mehrere Anläufe bis der Reifen dann mal dauerhaft dicht bleibt. Bei mir waren’s so drei, mittlerweile halten sie aber die Luft extremst gut!

      Viel Erfolg!

      1. Hallo!
        Meine Felgen sind absolut NICHT TubelessReady. Das weiß ich und das hatte ich ja auch geschrieben.
        Wenn das wirklich so ist dass die „einklicken“, dann mache ich mir wohl die Mühe andere Felgen einzuspeichen.
        An den Syncros Felgen die auf den Scott Fatties montiert sind haben sich nach eigenen Angaben schon die Jungs von Fat-Bike.de die Zähne ausgebissen.
        Happy Trails!

  2. Ich fahre seit einem Jahr Fatbike (inzwischen seit November schon das zweite) und bin seit etwa 6 Monaten Tubeless unterwegs.
    Das „alte Fat Claw hatte einen LRS, der nicht TL geeignet war, ging aber mit der Gettho- Methode trotzdem relativ problemlos.
    Relativ deshalb, weil ich beim Hinterrad das Problem hatte, dass der Reifen beim aufpumpen immer wieder über das Felgenhorn sprang. Mit Geduld und Gefühl bekam ich die sache aberd ann in den Griff und es hat bis zum Verkauf einwandfrei funktioniert.
    Beim neuen Fat Claw Pro stealth ist der DT Swiss Br 2250 LRS verbaut, der am Felgenhorn einen umlaufenden „Haken“ hat, wo sich der Reifen einhängen kann.
    Dieser Umbau (ebenfalls mit 24er Schlauch) hat auf Anhieb funktioniert und ist seit gut 2 Monaten dicht. Leichten Luftverlust hatte ich neulich, als wir in ein Dornenfeld geraten sind und ich zu Hause etwa 10 – 15 Stacheln aus den Reifen gezogen hatte. Aus jedem Einstich kam etwas Milch und es hörte sofort auf zu blubbern.
    Ich fahre mein Bike mit 0,4 Bar vorne und 0,5 hinten, gefahren werden grobe Trails ebenso wie leichter Bike- Park- Einsatz mit kleineren Sprüngen.
    Die Schwalbe Big Jim blieben bis jetzt immer brav wo sie sollten und ich hatte in dem halben Jahr seit ich TL fahre noch keinen Platten (schnell auf Holz geklopft !!)
    Als Verbesserung könnte ich mir leichtere Endlos- Felgenbänder vorstellen und die neuen STANS TL PKW- Ventile.
    Ich bin ein großer Fan dieser AV- Ventile weil man durch das entfernen der Ventilkerne erstens die Milch sehr einfach nachfüllen kann und zweitens bekommt man die Reifen durch das große Ventil bei Neumontage leichter aufgepumpt.

  3. Hallo allerseits, Habe vorher PU Schläuche benutzt aber die lassen sich nicht gut flicken und die sind ja nicht eben billig 25 € daher habe heute meine DT-Swiss BR710 Fatbike Felgen auf Tubeless umgebaut. Die Reifen sind von 45NRTH mit 4zoll Breite. Die Luft wird bisher gehalten, beim Aufpumpen mit dem Kompressor haben die Mäntel ordentlich Plop gemacht. Meine Frage ist, ob ich mir Sorgen machen muss nicht das mir in der Kurve der Mantel von der Felge fliegt.
    Was meint ihr dazu?

    1. Da die BR710 nicht „Tubeless Ready“ ist, wird der Formschluss/Kraftschluss Reifen-Felge nicht so gut ist wie bei dedizierten Tubeless Ready Felge-Reifen Kombinationen. Was du fährst nennt sich im einschlägigen Jargon „Ghetto-Tubeless“. Sollte unter normalen Bedingungen ausreichend gut funktionieren, aber dass der Reifen von der Felge rutscht könnte theoretisch passieren, in Abhängigkeit davon wie aggressiv du fährst (vor allem Kurven). Am Besten du tastest dich an Absenkung des Luftdrucks heran und fährst im Zweifel eher mit höherem Druck als zu niedrigem. Wie hast du die Umrüstung denn gemacht – mit aufgeschnittenem Schlauch? Latexfelgenband? Irgend was anderem?

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