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DECATHLON – was kann der Sport- und Outdoor-Discounter?

DECATHLON ist ein global agierendes französisches Unternehmen das Outdoor- und Sportartikel aller Art zu vergleichsweise günstigen bis sehr günstigen Preisen anbietet, größtenteils als Eigenmarken.

Wenn man Discounter hört dann hat das automatisch einen faden Beigeschmack, auch wenn jeder hin geht. Man denkt an Umweltverschmutzung, Sklavenarbeit und was weiß ich noch alles. Ich will da auch gar nicht weiter drauf eingehen, da möge jeder selbst in sich gehen und zu informierten Einsichten kommen.

Nur soviel: es gibt Unterschiede zwischen Discountern und Top Marken, ganz klar, die sehe ich aber nicht in den Produktionsmethoden. Ich persönlich halte es für sinnvoller das eigene Konsumverhalten in Bezug auf die Menge, Häufigkeit der Einkäufe und die Dauer der Nutzung eines Produktes zu überprüfen, als sich Absolution durch Produkte zu erkaufen, die als moralisch überlegen beworben werden.

Das mag im Einzelfall zutreffen, bedarf aber dennoch eines „genau Hinschauens“.

Anders gesagt, weniger kaufen, das richtige kaufen und die Produkte länger nutzen, inklusive Reparatur statt Neukauf, halte ich für den besseren Ansatz. Zudem spart er auch noch Geld.

Wie auch immer.

DECATHLON.

Ich muss sagen, ich mag DECATHLON ganz gerne und er hat mich sogar schon mal gerettet als ich in Chengdu/China Kaltwetter-Klamotten kaufen musste. Als großer Europäer, der im Schnitt einen Kopf größer ist als ein Chinese, muss man in China lange suchen um passende Kleidung zu finden.

Da es hier in der Gegend sogar mehrere zur Auswahl hat kommt es schon mal vor, dass man den wöchentlichen Großeinkauf mit einem Besuch bei dem Sport- und Outdoor-Discounter verbindet.

Die zwei großen Vorteile von DECATHLON

DECATHLON hat meiner Meinung nach zwei nicht zu unterschätzende Vorzüge, die die Kette positiv von anderen Sport- und Outdoor-Läden unterscheiden. Und die sind:

  1. Man kann nach Herzenslust alles ausprobieren und lässt es dann zurück bzw. hängt es auf einen Ständer, damit es wieder zurück gehängt wird.
  2. Aber was noch wichtiger ist: Niemand guckt einen schief an, oder will einen mit einem Verkaufsgespräch belästigen. Das Personal ist in erster Linie da um die Ware zu „organisieren“.

Der zweite Punkt ist natürlich im Umkehrschluss auch ein Nachteil: wer qualifizierte, individuelle Beratung sucht ist hier vielleicht nicht ganz richtig. Andererseits vermisse ich die qualifizierte Beratung in den „richtigen“ Fachgeschäften aber zunehmend auch. Die Beratung beschränkt sich dort meistens darauf, einzelne Produkte aus dem Sortiment zu empfehlen, aber nicht unbedingt „mein Problem“ zu lösen. Und das für deutlich mehr Geld.

Wer sich den Weg zu DECATHLON sparen kann

Allerdings gibt es aus meiner Sicht auch zwei Gründe wegen denen man sich bzw. zwei Interessengruppen die sich den Weg zu DECATHLON sparen kann/können (außer natürlich um mal zu gucken – klar, gucken geht immer … 😉 ):

1. Fahrräder und Fahrradteile

Auf den ersten Blick sehen manche Räder gar nicht schlecht aus. Wenn man dann aber genauer hinschaut, bleibt außer dem Rahmen oft nicht viel übrig was man als passionierter Radler haben wollte – oft nicht mal der. Lohnenswert ist es daher meines Erachtens nicht wenn man sich so ein Rad als günstige Basis für Upgrades anschafft. Besser man nimmt etwas mehr Geld in die Hand und kauft sich gleich was Richtiges.

Ausnahme: man sucht ein billiges Stadtrad – hier sind Decathlon Einsteiger MTBs für 200-300 Euro kaum zu schlagen.

Und auch was Ersatzteile und Werkzeug angeht wird man leider enttäuscht: die sind nicht günstiger als woanders, oft sogar teurer und schwerer, Ausnahmen bestätigen die Regel.

2. Leichte bis sehr leichte Campingausrüstung

Leichte Zelte, leichte Schlafsäcke und leichte Isomatten. Verhältnismäßig leicht gibt es bei DECATHLON zwar schon, RICHTIG LEICHT und dazu noch mit kleinem Packmaß, also „ULTRALIGHT“ aber nicht. Ich bin aber überzeugt das ist nur eine Frage der Zeit.

Abgesehen davon gibt es leichte Ausrüstung bei DECATHLON sehr wohl, und hier ist der Sport- und Outdoordiscounter eine wahre Fundgrube – man muss aber danach suchen, und das sollte man vor allem undogmatisch und abteilungsübergreifend tun.

Sich auch umzuschauen ob das was man sucht nicht auch in anderen Abteilungen zu haben ist – das würde ich ohnehin empfehlen wenn man an Funktion mehr interessiert ist als am Stil (was sich aber auch nicht unbedingt ausschließt).

Leichte Bekleidung

Für leichtgewichtige Oberbekleidung würde ich mich primär in der Lauf-Abteilung umsehen und für warme Unterwäsche in der Fußball-Abteilung.

Natürlich kann man sich auch in der Wander- und Bergsteige-Abteilung umsehen, aber da es in jeder Abteilung primär immer um den zugehörigen Lifestyle geht, gibt es in der Wander-Abteilung meiner Meinung nach (grundsätzlich) überbewertete Merino-Kleidung, auf die ein Fußballer wahrscheinlich einen Scheiß gibt.

Andererseits sind Hobby-Wochenend-Wanderer ohne große Ambitionen normalerweise keine Gewichtsfetischisten. Freuen sich aber über 5 Taschen mehr, für das was es vermeintlich zu verstauen gilt. Wichtiger als zig Taschen wären mehr eine gute, einstellbare Belüftung, vor allem auch unter den Armen, die ich bei den meisten DECATHLON-Wanderjacken vermisse.

Laufjacken wiederum, vor allem die Höherwertigeren für Trailrunning haben dafür super Kapuzen und Belüftungslösungen, und das für vergleichsweise wenig Geld. Nachteil, aber da stehen sie hinter teuren Markenprodukten nicht zurück, sie sind nur bedingt dafür ausgelegt Rucksäcke zu tragen. Das liegt aber in der Natur der Dinge – Delikates Hightech Laminat ist funktional für den Zweck für den es erfunden wurde (Wetterschutz und effektiver Schweißtransport), für die Kombination leichte Jacke und schwerer Rucksack braucht es aber nach wie vor robustes Cordura o.ä. – oder alternativ einen gut bestückten Geldbeutel …

Qualität

Günstig ist nicht gleichbedeutend mit schlecht – es gibt schlechte Qualität auch in teuer, und über das Qualitätsniveau von DECATHLON kann man im Allgemeinen nicht meckern. Sicher, manchmal sind Nähte nicht perfekt im Sinne von „schön“, aber das interessiert mich nicht, solange sie nicht aufgehen – nichts lästiger als kaputte Nähte flicken zu müssen …

Passform z.B. von Schuhen ist meiner Meinung nach allgemein ein Problem bei so ziemlich jedem Schuh-Hersteller, ich bin der Meinung die Schuhe sind alle viel zu schmal. Aber auch hier muss ich Lanze für DECATHLON brechen – meine aktuellen MTB-Schuhe haben keine 13 EUR gekostet (die billigsten Quetchua Wanderschuhe …), – sie sind in meiner Größe erhältlich, bequem, stabil und man kann auch eine längere Strecke drin laufen.

Die Passform von Kleidung ist im Großen und Ganzen gut und es gibt auch ausreichend große Größen. Allerdings gibt es unterschiedliche Qualitätsstandards von den ganz billigen Basics (von denen ich bis auf wenige Ausnahmen abraten würde, da wirklich in jeder Hinsicht schlecht) über die Mittel- zur „Profi“-Klasse, oft allerdings nur am Preis-/Ausstattungsdetails-/Gewichtsverhältnis zu erkennen.

Fazit

Ein Besuch bei DECATHLON lohnt sich eigentlich immer. Selbst wenn man dort nicht mit einer konkreten Kaufabsicht hin geht ist der Aufenthalt dort kurzweilig. Niemand bedrängt einen und man kann nach Herzenslust an- und ausprobieren. Wenn man also ein bisschen Zeit mitbringt und sich umschaut dann kann man schon das eine oder andere Schnäppchen entdecken.

Wer allerdings mit der Erwartung kommt, er bekäme hier günstige Äqivalente mit identischen Ausstattungs- und Funktionsmerkmalen zu einem Bruchteil des Preises großer Marken, der wird enttäuscht werden.

Andererseits kann der Sport- und Outdoordiscounter aber punkten mit innovativen Designs, günstigen Basics und dem einen oder anderen Kleinod das gefunden werden will.

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