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Abnehmen durch Radfahren – und warum es oft nicht klappt

Solltest du zu der Kategorie von Menschen gehören, die abnehmen wenn sie nicht ständig essen und vielleicht eher sogar noch das umgekehrte Problem haben, was auf die Rippen zu kriegen, dann brauchst du gar nicht weiterlesen, denn dann ist abnehmen durch radfahren für dich auch kein Problem.

Dieser Artikel hier betrifft die guten Futterverwerter, die Leute mit deutlichen Energiereserven. Die, die wenn es überhaupt jemand schafft einen nuklearen Winter zu überleben, dann sie.

Aber, solange der Weltuntergang noch nicht da ist, ist es ein Problem. Ein lästiges Problem.

Nicht, weil wir ein Problem damit haben nicht auszusehen wie die Vorbilder die uns aus den Leuchtkästen der Stadtmöblierung anstarren. Nein.

Wenn ich mal nur für mich spreche: Gewicht halten oder los werden ist Arbeit. So, oder so. Abnehmen durch Radfahren wäre für mich daher eine tolle Option, da ich eben gerne Rad fahre. UNd leichter sein bringt auch gerade Radfahrern viele Vorteile.

Denn Letztlich ist es Physik und Biochemie. 5 Kilo weniger auf den Rippen sind 5 Kilo die man weniger den Berg hoch schleppen muss. 5 Kilo weniger auf den Rippen bedeutet auch 5 Kilo weniger Biomasse um die sich der Körper kümmern muss: Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen ver- und Stoffwechselabbauprodukte entsorgen.

Hast du dich nicht auch schon mal gefragt was „fit sein“ eigentlich bedeutet? Genau das.

So.

Und da fährst du nun Rad. Mehrmals die Woche, und zwar nicht nur in der Ebene wo man oft mal im Sattel ausruhen kann, sondern gibst dir auch ordentlich Höhenmeter.

Und eigentlich bist du soweit zufrieden mit dir, aber ein paar Kilo weniger dürften’s dann doch sein.

Und wie gut, dass Radfahren dazu perfekt geeignet ist, das weiß doch jeder:

Setz‘ dich einfach aufs Rad, fahr‘ ein bischen in der Gegend rum und du nimmst automatisch ab

Abnehmen durch Radfahren funktioniert in jedem Alter, ist schonender für die Gelenke als Laufen und sowieso das Beste wenn du bisher dein Leben zum größeren Teil auf dme Sofa verbracht hast.

Aber: irgendwie funktioniert’s dann doch nicht so und der erwartete Gewichtsverlust bleibt aus.

Warum nur?

Zunächst mal: gehen wir davon aus, dass du dein bisheriges Leben nicht nur auf dem Sofa verbracht hast. Und sei’s nur, dass du hin und wieder zu Fuß gehst oder mit dem Rad in die Stadt fährst.

Du bist also schon eine Weile aktiv, hast aktive Muskelmasse, dein Stoffwechsel ist einigermaßen gut in Schuss, und dein Körper ist schon aus der Phase raus wo er Fett durch Muskeln ersetzt, dein Gewicht sich dadurch aber erst mal nicht ändert (wohl aber deine Körperzusamensetzung!).

Technisch gesehen ist das mit dem Abnehmen ziemlich einfach: wenn du Gewicht verlieren willst, braucht du über einen längeren Zeitraum ein Energiedefizit. Heißt: du musst deutlich weniger Energie zu dir nehmen als du verbrauchst, oder im Umkehrschluss, eben mehr Energie verbrennen.

Logisch betrachtet gibt es demnach zwei Möglichkeiten warum es nicht funktioniert:

  1. Du nimmst zu viel Kalorien zu dir
  2. Du bewegst dich nicht lang/intensiv genug

Ursache #1 – Zuviel Kalorien

Für eine zu hohe Energieaufnahme gibt es viele Gründe:

  • Zu große Portionen
  • Zu viele Mahlzeiten
  • Zusätzliche Kalorien z.B. Snacks
  • Getrunkene Kalorien – Säfte, Bier, usw.
  • Keine Ermittlung des Kalorienbedarfs
  • keine Überwachung der Ernährungsgewohnheiten (Ernährungstagebuch)
  • Zur falschen Zeit das Falsche gegessen (z.B. abends viel Kohlenhydrate)

Meiner Meinung nach lässt sich das Problem aber auf zwei Grundprobleme reduzieren:

  1. Mangelhafte Methodik
  2. Soziale Gründe

Mit mangelhafter Methodik meine ich, dass du nicht strategisch vorgehst. Du versuchst nicht möglichst genau deinen Kalorienbedarf zu errechnen um ihn dann zu überprüfen und mit deinen Trainingseinheiten abzustimmen.

Viel wahrscheinlicher aber, oder zumindest ebenso wahrscheinlich, ist die soziale Komponente: abends auf dem Sofa beim Fernsehen auf Snacks zu verzichten während der andere sie isst oder mit Freunden weggehen, dann aber nach sechs Uhr nichts mehr essen und nur Wasser trinken – das geht nicht lange gut.

Ursache #2 – Zu niedriger Kalorienverbrauch

Du kannst länger Radfahren, intensiver Radfahren oder beides. Je langsamer du fährst und je leichter der Widerstand beim treten ist, desto weniger Kalorien verbrauchst du. Logisch. Einen Alpenpass hochfahren ist schließlich anstrengender als sich am Meer vom Rückenwind vorwärts schieben zu lassen, und: irgendwo her muss es ja schließlich kommen.

Das Problem damit ist nur: Radfahren ist eine relativ zeitintensive Angelegenheit, d.h. mehr Zeit zum Radfahren aufbringen ist oft schwierig zumal das Wetter auch noch etwas mitspielen sollte – allermindestens sollte es nicht in Strömen regnen.

Eine mögliche Lösung durch Radfahren abzunehmen wäre die Geschwindigkeit anzuheben, eine andere das Intervalltraining mit höherer Intensität.

Hierzu sucht man sich einen Berg oder Anstieg den man dann mehrmals hintereinander hochfährt. Die Steigerung davon nennt sich Everesting, wobei man diesen „Berg“ so oft hintereinander hochfährt bis man 8848 m erreicht hat, die Höhe des Mt. Everest.

Und dann gibt’s da noch was …

Ich würde es ein Phänomen nennen, wenn es sich nicht ganz einfach mit natürlichen Prozessen erklären ließe.

Der menschliche Körper ist so angelegt, dass er möglichst effizient mit Energie haushaltet. D.h. er verschleudert sie nicht, und, wenn er mal über seine normalen Maße gefordert wurde passt er sich der Belastung an um beim nächsten Mal darauf vorbereitet zu sein.

Versuchst du nun Energie einzusparen indem du weniger Kalorien zu dir nimmst aber gleichzeitig anstrengende Runden fährst, dann holt sich der Körper das Defizit zu der Energiemenge die du normalerweise zu dir nehmen würdest innerhalb der nächste Stunden/Tage: hier ein bisschen mehr, dort einen Nachschlag, da noch eine Zwischenmahlzeit.

Mögliche Lösungen

Aus der Nummer kommt man meiner Ansicht nach eigentlich nur auf zwei Arten raus.

  1. Bedingungslose Disziplin, also strikter Trainings- und Ernährungsplan an den man sich konsequent hält
  2. Viel mehr Radfahren

Meine persönliche Haltung

Im Alltag ohne konkretes Ziel ständige Disziplin zu leben ist mir persönlich zu stressig – wozu auch?

Ich erfreue mich vielmehr daran draußen in der Natur unterwegs zu sein und mich gut zu fühlen. Auch dass ich ab und an mal über die Stränge schlagen kann ist nicht zu unterschätzen.

Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee zusätzlich zum Radfahren auch Krafttraining zu machen – es ist gut für die Haltungsmuskulatur, sorgt für mehr aktive Muskelmasse und verbraucht zusätzlich Energie.

Sollte ich aber mal damit konfrontiert sein für ein Projekt mein normales Gewicht deutlich verringern zu müssen, für ein Rennen beispielsweise oder eine Hochgebirgstour, dann würde ich wohl die Zähne zusammenbeißen und penibel auf meine Ernährung achten, ein paar Wochen kann man das schon mal machen.

Am besten gefällt mir aber wenn es im Rahmen einer längeren Tour stattfindet, 400-500 km pro Woche vielleicht noch in anspruchsvollem Gelände, da kann ich erfahrungsgemäß essen was und wieviel ich will und nehme trotzdem ab.

2 Kommentare zu „Abnehmen durch Radfahren – und warum es oft nicht klappt“

  1. Abnehmen, durch Sport leidet leider an einem krassen Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch. Du kannst in 5 Minuten ohne Probleme das reinfressen, was Du in 1 Stunde verbraucht hast.

    Das heißt für mich, Abnehmen geht immer nur über Diät, Sport kann höchstens unterstützend wirken.

    1. Stimmt, da geb ich dir recht. Aus meiner Sicht ist aber das »Können« nicht so das Problem, sondern vielmehr, dass man’s unbewußt tut.

      Ich kann mich noch gut erinnern als ich mal in der Slowakai an der Donau entlang fuhr. Es hatte starken Rückenwind, und wenn man das schon mal hat – also gib ihm. Das ist wie Öl ins Feuer gießen – man brennt seine Reserven leer. Irgendwann geht dann der Blutzuckerspiegel in‘ Keller und dein ganzes Denken dreht sich nur noch um Essen, bevorzugt Süßkram/Kohlenhydrate.

      In dem Fall war das kein Problem, da es noch ein Stück bis Istanbul war. Aber wenn man sich so im Alltag 1, 2, 3 mal die Woche auf’s Rad schwingt und nicht aufpasst, dann futtert man mehr rein als man verbraucht hat. Und das ist das Schwierige daran: die Disziplin, sich zu beherrschen wenn man Heißhunger hat (nahezu unmöglich) bzw. die Disziplin und das wissen solche Situationen zu vermeiden, vor allem wenn man zu denen gehört die extrem schnell zulegen.

      Nur Diät allein bringt’s IMHO aber auch nicht, man muss beides in Einklang bringen. So wie vor über 10.000 Jahren als der Mensch noch nomadischer Jäger und Sammler war.

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